München: Englischer Garten und Kultur

Vier freie Tage und im Prinzip war Hamburg geplant. Doch Hamburg wäre eine Wiederholungstat geworden und mehr aus dem Bauch heraus wurde München auserkoren. Neuland für das Yogapaar, zumal das Wochenende mit 22 Grad Celsius prima gut zu werden versprach. Und es wurde tatsächlich so warm und sonnig.
Fliegen anstelle von erwartbarem Stau
Acht bis zehn Stunden im Osterstau nach München haben wir uns gespart, es wurden knapp unter 60 Minuten Flugzeit, eine weise Entscheidung. In München erwartete uns ein zünftiges Hotelzimmer und nur gut 10 Meter um die Ecke ein rein veganer Burgerladen. Herz, was willst du mehr?!



München ist sauber, saniert und sichtlich wohlhabend
Den Bahnhof mit dem üblichen Milieu, den drangvollen Läden dort und dem hochgradig treibenden und unfreundlichen Personal, lassen wir's hier außen vor. Außerhalb des Münchner Hauptbahnhofs zeigt sich das Erwartete.
Dem westfälischen Publikum wird ein akkurat gepflegtes Straßenbild zuteil. Schlösser, Alleen, Schlösser, Parks, Statuen, Edelhotels, nochmal Schlösser, nochmal Parkanlagen mit historischem Background.






Sogar die Muckibude residiert in historischem Gemäuer. UNFASSBAR 😄
Normale Autos gibt es in München gar nicht, man fährt durchweg BMW, hier vorzugsweise das Edle vom hauseigenen Tuner, aber vieler Eingeborener Herz schlägt offensichtlich für Blech aus italienischer Fertigung.






Die Kennzeichen wurden von mir retuschiert
König Ludwig und König Michael
Flanieren unter lachender Sonne und überall sehenswerte Dinge. Eine Michael Jackson Gedenkstätte mitten neben der Straße, ein faszinierender Dom und dort oben sogar der Blick auf die Alpen. Der mitunter mondäne Viktualienmarkt und ein Lunch mit Wein. Man könnte schlechter weilen.



Vermutlich war ich als Tourist gut zu erkennen
Negativerlebnis im berühmten Brauhaus
Dieses Epizentrum bayerischer Wirtshauskultur war für uns eine Pflichtkür. Vieles im TV gesehen, vieles im Netz gelesen. Auf zwei Etagen mit Kapellmusik und zünftig was trinken. Nur wurde draus nichts. Drin waren wir, alles sah gut aus, die Kapelle spielte, die Leute aßen sichtlich Leckeres und tranken sichtlich schmackhaftes Bier. Nur folgt hier ein Aber:
Wir gingen zwischen den Tischen und suchten nach einem Platz. Dann bekam ich einen Stoß von hinten in den Rücken. Als ich mich umdrehte blickte ich auf einen Kellner mit reichlich Bierkrügen, dieser schrie mich an, ich solle beiseite treten und er setze erneut an, mich mit seinen vollen Bierkrügen vor sich herzuschieben. Das war schmerzhaft, entwürdigend. Der in der Nähe und an der Eingangstüre stehende Sicherheitsmann schaute schon, wir hatten genug.
Vielleicht hatte der Mitarbeiter einen schlechten Tag, vielleicht war die Arbeit viel und die Krüge schwer. Mein Problem kann das nicht sein, als Yogi sieht man hier eine Steilvorlage es besser zu machen. Wir müssen entscheiden, welche Art von Mensch wir sein wollen. Ein jedes Mal neu.
Noch am selben Abend aßen wir im Franziskaner Brauhaus. Der Kellner dort war hochgradig freundlich, menschlich. Er stammte aus Nepal, das Gespräch war echt, das Dunkelbier war lecker, das Essen unglaublich gut. Das geriet uns zur Wiedergutmachung.
Eine ähnliche gute Brauhauserfahrung wurde uns am Sonntagabend zuteil im Paulaner Brauhaus, auch dort Gediegenheit, eine famose Küche, echtes München-feeling.

Vier Tage voller Kultur, die mitunter spaltet
Drei Abende und der Tag unserer Abreise gehörten der Kultur wie dem Deutschen Museum in München.
Am Freitagabend waren wir zu Gast in Michael Mittermeiers Lucky Punch Comedy Club. Mehre Standup Comedians traten auf. Alle gut, mit Ausnahme eines Künstlers. Dieser kokettierte mit seinen orientalischen Wurzeln, Humor konnte er, aber am Ende wurde er politisch, er teilte die Menschen, verunglimpfte diejenigen mit anderem Weltbild als dem seinigen, das Lachen kam schon hörbar nicht mehr von überallher im Saal. Im Yoga bauen wir auf Einheit, nicht auf Teilung.
Der Samstagabend passierte im Theater Münchner Kammerspiele. Aufgeführt wurde "Oh Schreck". Der Eingang war an der Hauptstraße, wir suchten zunächst in der Nebenstraße. Dort fragte wir den Mitarbeiter im Ticketverkauf der Kammerspiele und der wies uns den Weg. An der Tür des Theaters ein großer Aufkleber, offensichtlich wollte man den dort nicht entfernen, der einen großen Teil der Bevölkerung im Land als unerwünscht im Hause titulierte. Und wieder die Teilung anstelle des Miteinanders. Im Yoga bauen wir auf das Herzchakra mit dessen Bedeutung der bedingungslosen Liebe. Die Bedeutung hiervon erschließt sich jedoch den Menschen nicht. Das Stück selbst war passabel.
Der Sonntagabend brachte uns das beste Kulturerlebnis mit dem Stück "The Lobster" am Münchner Volkstheater. Ein toller Plot, eine famose Mimik aller Beteiligten und effektvolle Wendungen. Noch tagelang musste ich "Alarm, Alarm, Alarm" intonieren (nur Besucher des Stücks wissen um die Bedeutung). 😄
Am Abreisetag waren wir mehrstündig im Deutschen Museum. Obgleich die Hälfte der eigentlichen Ausstellungsfläche wegen mehrjähriger Umbauarbeiten nicht zu betreten war, schafften wir doch längst nicht alles. Mein Highlight war das in der Abteilung Weltraum ausgestellte echte Stück Gestein vom Mond, welches damals der US-Präsident der Bundesregierung geschenkt hat. Nur handbreit war ich von diesem mächtigsten aller Ausstellungsstücke entfernt. Nie war ich Chandra (dem Mond) näher.
Lustwandeln im Englischen Garten
Wir sind von unserem Hotel zu Fuß zum Englischen Garten gegangen. Bewusst wurde das Hotel dieser Möglichkeit wegen ausgesucht. Wir erlebt kaiserliches Wetter, wir erlebten volkstümlich bayerische Musik am Chinesischen Turm. Wir tranken dort zur Mittagszeit dunkles Kraftbier, wir aßen zünftig. Etwas weiter hinten im Englischen Garten betteten wir uns und für ein Weilchen gönnten wir uns ein Nickerchen. Diese Momente, sie werden für immer in unseren Herzen sein.



Eine Leiche, nein, ein Taucher
Nüchtern waren wir nicht mehr, nach der Sause am Chinesischen Turm, nach dem Wein auf dem Rasen unter königlich bayerischer Sonne. Wir saßen noch am Ufer des Eisbaches, diesem reissenden eiswürfelkalten und mitunter lebensgefährlichen Wasserstrom. Und dann kam wie bestellt fürs Selfievideo dieser kosmische Zwischenfall. Doch sieh selbst. Namaste!