Bevor es in die Filmkritik geht, welche letztlich einer guten Empfehlung genügt, will ich kurz an die Melancholie dieser Tage erinnern! In besonderen Zeiten schwelender Depression erinnert sich das Herz an die Natur als sein tröstendes Seelenbett. Sie war stets draußen vor deiner Haustür, sie war es immer, wird es sein immerfort. Zur Filmkritik: Die heutige Filmempfehlung spielt ausgerechnet auf einem französischen Bauernhof. Und ja, ich habe in der Handlung den Kettenhund sehr wohl verstimmt wahrgenommen. Aber ausgerechnet das Schicksal dieses Indivuums wird am Ende des Films zu einem schönen wie gelungenen Gleichnis.
In schweren Zeiten darf es gern mal ein schönes Movie französischen Kinos für Rezipienten mit Herz sein. Verraten sei vorab soviel: Das nunmehr anderthalb Jahrzehnte alte Kleinod „Je vous trouve très beau“ genügt diesem vornehmen Ziel allemal!
Ein wirklich ergreifender, ruhiger und doch randioser Plot stimmt hoffnungsvoll. Nach dem Schlussmoment glaubt es sich leichter an das grundsätzlich Gute im Menschen, an die Kraft der Liebe und ihr Imstandesein, dem Leben das unbewusste Graue zu nehmen.
Für die vegane Zuseherschaft gilt es folglich, das Setup des Films mit seiner bäuerlichen Nutztierhaltung zunächst einfach hinzunehmen. Was bleibt, ist ein Film um einen augenscheinlich wenig liebenswerten französischen Bauern, der durch eine fehlerhaft isolierte und somit stromführende Melkmaschine zum Witwer wird. Der nun alleinstehende und ruhigen Gewissens als rau zu bezeichnende Bauer Aymé verfällt keineswegs in große Trauer, vielmehr beschäftigt ihn die Frage, wie er zeitnah die durch den Tod seiner Frau bedingte und nun fehlende Arbeitskraft kompensieren kann. Nur Tage später kontaktiert Aymé ein Ehevermittlungsinstitut, welches schwerpunktmäßig rumänische Frauen an solvente französische Herren vermittelt.
Die Handlung an sich soll hier nicht weiter erzählt, ganz sicher würde das nur die Freude am Erleben dieser zu Herzen gehenden Geschichte schmälern. Nichts soll das Einnehmende jener Momente und Wendungen schmälern, wie sie in der gezeigten Form aus dem Leben sein könnten, dabei ganz fein und gar nicht mal überzeichnet. Der Film hat für mich unverkennbar eine weibliche Seele. Ja, ihr eigenes Drehbuch hat die Regisseurin Isabelle Mergault zweifelsohne zu einem kleinen Juwel franzöischen Kinos wandeln können. Dieser Streifen ist je nach Blickwinkel eine Groteske, dann wieder eine Situationskomödie, ein Drama, ein Liebesfilm und im Kern dankenswerterweise unverkennbar eine Gesellschaftskritik von leisem Modus.
Für mich passierte hier, nach einigen halbgaren Filmchen in den letzten Tagen, abermals eine köstliche Versöhnung mit dem Medium Film, kann ‘Je vous trouve très beau’ doch mehr bieten als allein die hochgradig gelungene Besetzung mit Michel Blanc als Bauer Aymé und insbesondere mit Medeea Marinescu als Elena. In diesen Bildern findet sich jenes Etwas, was Filmpapst James Monaco in seinem Standardwerk ‘Film verstehen’ in hunderten Seiten nicht richtig zu fassen vermochte. Da ist mehr als nur der Charme jener kalkulierten Mixtur einer gewinnorientierten Filmproduktion. Hier ist vielmehr ein zu Herzen gehendes Kunstwerk entstanden, so wahr und berührend, dass sich nimmermehr die späte Wandlung des einfältigen Bauern Aymé vergessen lässt.
Am Schluss dann rollen sie, die salzig-süßen Tränen beim Zuseher. Ein Hoch auf das französische Kino!
