Cineastisch-vegane Weltreise: Indien (Station 5)

Schön, dich wieder mit uns zu wissen. Unsere Weltreise in einer Welt ohne Reisen pausierte einige Tage, denn wir haben das Heilfasten praktiziert. Umso erwartungsvoller gerät unser großer Sprung über die Weiten dieses wundervollen Planeten, diesmal in Richtung Indien. Freilich bleibt das von uns heuer bereiste Mutterland von Yoga nur ein Juwel unser Erinnerung. Schließlich kann das tatsächliche Indien dieser Tage nur schwerlich bereist werden. Die Regierung dort genügt dem internationalen Tenor von Zwang. Sie sperrt das bunte Volk ein, beraubt es seiner Gesundheit, seiner Lebensgrundlagen und für einen vermeintlich unrechtmäßigen Spaziergang auf der Straße setzt es schnell Hiebe mit dem Lathi.

Wenn das Lächeln jeden Tag schwieriger wird

Die Dystopie gerät zur neuen Wirklichkeit. Der Staat regelt mit Verboten und empfindlichen Strafen bis hinein in unsere vier Wände, bis hinein in unser privatestes Sein. Obgleich Staat und Beamtenapparat die Menschenwürde schlicht über Bord geworfen haben, obgleich sehenden Auges der endgültige Verlust von Freiheit droht, investiert eine Massengesellschaft schier unbegrenztes Vertrauen in den großen Bruder Staat. Die da oben, so die Denke, mögen sie sich weise um unsere Gesundheit und um unsere Geschicke sorgen. Beispiellose Freiheitswegnahmen werden hingenommen in der soliden Grundannahme, der Staat handle aufrecht und seine Intention sei durchweg lauter.

Früher einmal, die Rede ist von Zeiten da ich noch ein Kind gewesen bin, da gab es eine vierte Gewalt im Staate. Das war die Presse. Ihre Aufgabe war es, das Tun der Regierenden mißtrauensvoll und scharf zu hinterfragen, die Wahrheit zu keinem Zeitpunkt aus den Mündern der Regierenden zu erwarten. Hingegen zeigt der Blick ins Aktuelle, ins öffentlich-rechtliche TV und in die Onlineausgaben der großen Nachrichtenmagazine ein uniformes Bild von Regierungsverlautbarungen, Regierungsbefürwortung und polarisierender, lenkender wie auch angstschürender Rhetorik.

Eines Journalisten Aufgabe mit Bezug auf Politiker und ihre Aussagen wie auch mit Bezug auf die Regierung und ihre Aussagen besteht darin, das Verlautbarte zu filtern, korrekt zu interpretieren und so weiterzugeben, dass das Publikum informiert wird. Das Publikum soll keineswegs nur durch die von der Presse verstärkte Weiterreiche indoktriniert werden. Es beginnt ja schon mit diesen Click-Bait Überschriften, den verdorbenen Anrissen und den Umstand, dass die Ahnung von Wahrheit meist im vorletzten Satz neugedeutet wird, um dann wieder im letzten Satz relativiert zu werden. Der ehrbare Journalismus, so viel lässt sich sagen, längst schon ist er eine romantische Erinnerung.

Der Staat wisse schon, was er tue

Je repressiver das Leben niedergerungen wird, umso lauter sollte die Frage nach der Legitimation gestellt werden. Die Antworten können nur zufriedenstellend geraten, wenn sie auf wissenschaftlich soliden Beinen stehen. Aus meiner Sicht ist das derzeit mitnichten so gegeben. Wissenschaftlichkeit wird nicht gewahrt durch institutionelle Versicherung wissenschaftlichen Vorgehens. Vielmehr wird Wissenschaft gewahrt durch solide Kooperation, Evidenzbasiertheit, Empirik, durch die Nachprüfbarkeit aller bestenfalls voneinander unabhäng arbeitenden Gelehrten, durch das Experiment und vor allem durch das Kontrollexperiment.

Wissenschaft funktioniert nur dank des Konsens aller befürwortenden und ablehnenden Stimmen, nur dann und im Anschluss kann ein Element ins Wissengebäude eingefügt werden. Das läuft momentan nicht so. Wäre in der noch jungen Wissenschaftsgeschichte unserer Spezies stets so gearbeitet worden, dann würdest du deinen Bildschirm zum Lesen dieser Zeilen schwerlich haben können. Es gäbe keine taugliche Materialkunde, das Verständnis um das Wesen und die industrielle Nutzbarmachung des Elektrons hätte kaum passieren können, die kaum zu fassende Symbiose wissenschaftlicher Erkenntnis allein in deinem parkenden Auto am Straßenrand wäre nie passiert.

Wenn regierungskritische Wissenschaftler und Ärzte stichhaltig und feingranuliert jede einzelne staatliche Argumentation auseinanderklamüsern und deren wissenschaftlichen Anstrichs geradezu berauben, dann wollen wir das bittschön nicht als Ketzerei diffamieren. Sehen wir es als Dienst an der Menschheit, als letzte Bastion unserer Bürgerrechte. Wie auch immer du dich entscheidest mit Blick auf medizinische Maßnahmen oder mit Blick auf deine Stimme auf dem Wahlzettel: Informiere dich breit und schenke auch regierungsunabhängigen und pharmaunabhängigen Wissenschaftlern und Medizinern dein Gehör. Und bei alledem: Lass dich nicht ängstigen.

Aus Angst erwächst selten Gutes

Selbst bin ich ein Freund von Schönwetter. Die Dinge tendenziell positiv zu betrachten und alle Dinge und Wesen mit einem leisen Lächeln zu bedenken ist mitunter yogische Disziplin. Zunehmend allerdings ändert sich das menschliche Gefüge von Alltag, Beziehungen und Zuversicht. Robuste Charaktere machen einen Schritt nach dem nächsten, retten sich in das Bewältigen des Alltags. Sensible Gemüter verfallen zunehmend in die Depression. Alle Betroffenen eint die Absence von Hoffnung und Zuversicht. Menschen erleben nichts mehr, sie haben nichts Neues zu berichten, wie denn auch bei Einsperrung und Angstdiktat. Menschen fürchten das Sprechen um die eine wichtigste Sache zur Zeit. Schließlich wurde durch Politik und Medien in den Köpfen verankert, dass man dafür oder dagegen zu sein habe. Und wer dagegen ist, seien wir ehrlich, dem wird die Gefährdung der Leben von Oma und Opa vorgeworfen.

All jenes, was uns auf die Dauer die Würde unwiederbringlich nehmen könnte, wird zur Zeit begrüßt oder durch stille Hinnahme befördert. Währenddes erschafft die Menschheit eine neue Religion im Sinne der Interpretation eines Yuval Noah Harari aus dessen Buch “Eine kurze Geschichte der Menschheit”. Der Kit all dieser Veränderungen ist die nackte Angst. Jene Angst, wie sie 24/7 und exponentiell geschürt wird. Meine Befürchtung ist, dass auf der nach oben hin offenen Angstskala noch einiges gehört werden wird.

Angst meiden, Trennung entgegenwirken

Im Yoga geht es darum, den Geist klar zu machen. Und zu sehen. Die Wahrheit wird dergestalt tief im Innern gesehen. Jene Wahrheit, dass es zwischen allem Sein im Grunde keinerlei Trennung gibt. Deswegen ist ein Yoga nur für Frauen oder Yoga nur für Männer eine Abkehr vom Wesen des Yoga. Deswegen ist Häme und Abweisung als Manifestation von Trennung kein Yoga. Darum sagen sich Yoginis und Yogis von Dukha los. Angst erzeugt Leiden. Dukha ist Leiden. Dukha ist des klaren Geistes Gegenspieler.

Ich will keine Angst zulassen, dennoch macht mich die Gegenwart angstvoll, lässt mich leiden. Menschen sehen nicht, sie befördern die Trennung. Und sie erkennen nicht, wessen Werk die zugrundeliegende Angst ist. Immer mehr Sprechverbote, immer mehr Einschlafen von allem Lebenswerten und mittendrin die Gewöhnung der Heranwachsenden an den Ist-Zustand.

Mein freudvolles Herz voller Einstehen für das vegane Leben und die Idee des Yoga kennt eigentlich sehr viel lustigere und fröhlichere Worte. Aber wann, wenn nicht jetzt, und wo, wenn nicht hier, kann ich mich meiner Schuld des Schweigens lossagen? Irgendwann 1980 oder 1981 wird es gewesen sein, als Kind in einem langen Urlaub in Bosnien, da habe ich erstmalig die zu dem Zeitpunkt schon vor über 30 Jahren erschienene Dystopie von George Orwell lesen dürfen. Und bevor wir uns Schütteln und bevor wir dem freudvollen Reisegeschehen in Indien wieder mehr Aufmerksamkeit widmen, so möchte ich zuvor noch Orwell zitieren:

“WENN SIE EIN BILD VON DER ZUKUNFT HABEN WOLLEN, SO STELLEN SIE SICH EINEN STIEFEL VOR, DER AUF EIN GESICHT TRITT. UNAUFHÖRLICH.”

Aus dem Buch “1984” von George Orwell, erschienen 1950 im Diana Verlag

Ein Land als Heimstätte der Bauchentscheidungen 

Schon am Ende unseres Griechenlandtörns kündete ich von unserem Abstecher nach Indien. Einige Zahlen nannte ich nur, sprach von dem Milliarden zählenden Volk, den vielen Klima- und Zeitzonen dort, der Inflation an Gottheiten. Heute könnte ich einfach fortfahren, etliches Erstaunliche über Indien reflektieren und dieses durchweg im Superlativ. Entscheidend wie in jedem Text bleibt hingegen die eigene Geschichte. Das maßgebende Kapitel in der Geschichte meines Lebens ist das Yoga und es wird das letzte Kapitel bleiben. Wie Worte nicht Samadhi zu beschreiben imstande sind, so vermochten alle Zeilen nicht meine tiefe Freude über die Darreichungen Indiens zu beschreiben.

Gemeint ist nicht Bollywood. Ja, auch ich liebe Shah-Rukh Khan und Amitabh Bachchan. Gemeint ist ebenfalls nicht die indische Küche. Ja, auch meine Zunge giert nach den Gewürzen und den veganen Varianten dieser unbeschreiblich vielfältigen indischen Küche. Gemeint ist auch nicht das intellektuelle Universum indischer Literatur. Gemeint ist weiterhin nicht die zunehmend von mir geschätzte Bequemlichkeit und Buntheit indisch angehauchter Bekleidung. Gemeint ist nicht die indische Lebensweise des Alltags, wie sie praktisch immer auf Bauchgefühl baut. Eckhart Tolle plauderte übrigens einmal darüber scherzhaft, wie in Indien alles anders kommt als geplant. Und ja, es ist dort alles tendenziell und aus meiner Augen Blickwinkel zunächst chaotisch: Eselskarren neben Elektroautos, Yoga auf hupend-lärmenden Verkehrskreuzungen, Menschen verrichten mitunter ihre Notdurft am Straßenrand. Aber Indien hat Herz, die Menschen folgen der Stimme aus ihrem Innern, sie leben.

Wenn ich vom Geschenk Indiens an mich wie an alle spirituell suchenden Menschen spreche, dann meine ich eindeutig die orthodoxen Darshanas. Neben Mimansa, Vedanta, Samkhya, Nyaya und Vaisheshika ist vor allem die Philosophie des Yoga die von mir schon immer gesuchte Wegbeschreibung. Wie ein Fluß an seiner Quelle gen Sonne blinzelt, durch der Menschen Land strömt und Leben schenkt, so entspringt Yoga der mystischen Seele Indiens, es strömt durch unsere fernen Herzen und es schenkt uns das Leben.

Eine Suppe als der Aromen Gesandter: Dal

Mit der Suppe ist es hier ganz generell um unsere gierig-freudigen Zungen geschehen. Ausgerechnet die Idee dieser Länderreise durfte unsere Liebe zur leichtesten Darreichungsform warmer Speisen neu entfachen. Sehnsuchtsvoll taumeln unsere Gedanken noch immer bei den Suppen der von uns in den vorigen Wochen besuchten Ländern.

Erinnert sich mein Herz nur, dann ist es nahezu so, als könnte meine Zunge die französisch angehauchte Tortellini-Suppe unseres Frankreichaufenthaltes schmecken. Demgegenüber war das bodenständige Corn Chowder unserer kurzen Rast in den USA gleich einer Rückbesinnung auf Santosha, dem yogischen Ruf zur Schlichtheit. Zurück in der alten Welt trachtete die im sonnenliebkosten Italien genossene Minestrone entschieden nach aller Liebe unserer Herzen. Bereitwilligst sollten unsere von Zeiten der Düsternis geschundenen Herzen dergestalt Liebe passieren lassen. Und dort in Griechenland, hoch droben vom Olymp, sahen die Götter wohlmeinend auf unsere yogische Seelen. Schützend wachte Hermes über uns irdischste Geschöpfe, währenddes uns Apollon das Licht eines paradiesischen Tages schenkte. Hephaistos’ Schmiedekunst und Demeters Wohlwollen ob aller Ackerfrüchte die da sprießen, schenkten uns den erinnerungsträchtigen Genuss einer veganen Zitronen-Hähnchen-Suppe. Mit der Liebe zur Suppe ist es wie mit aller Liebe: Sie stellt keine Fragen, sie erfüllt uns, ihre unbändige Kraft reisst allen Widerstand mit sich.

Unser heutiges Rote Linsen Dal, kredenzt nach diesem Rezept, gerät zur würdigen Fortsetzung unserer Suppenmanie. Bereits in der Zubereitung werden dir die prima Aromen von Kreuzkümmel, Koriander, Kurkuma, Cayennepfeffer und Garam Masala einen Ausblick auf kommende Wonne gewähren. Nach dem Anschwitzen der Paste aus Ingwer und anderen prima Zutaten gilt es lediglich, die 30 Minuten tapferen Rührens durchzustehen. Dein Glück und das der Deinigen wird dir so gewiss.

Der Stern von Indien (OT: Viceroy’s House), Vereinigtes Königreich / Indien / Schweden 2017

Bereits seit den 1750er Jahren fiel Indien im Zuge der Aufteilung der Welt nach und nach den Briten anheim. Aus Handelsstreben wurde eine dauerhafte Präsenz und Einmischung. Letztlich führte eine knapp hundert Jahre währende Kolonialgewalt zu der Ausgangssituation unseres ersten Films heute.

Ausgerechnet die vorbildhafte Gewaltlosigkeit von Mutigen wie Mahatma Gandhi zwang eine britische Militärmacht in die Knie. Und mögen es zeitgleich kriegsmüde Kassen gewesen sein. Jedenfalls sandte England den zum Vizekönig von Indien ernannten Lord Mountbatten. Seine Aufgabe war es, Indien in die Unabhängigkeit zu entlassen. Von den schwierigen Verhandlungen Mountbattens mit Jawaharlal Nehru und Muhammad Ali Jinnah kündet dieser kleine filmische Einblick in die jüngere Geschichte Indiens. Wir werden Zeuge von der blutigen wie lehrreichen Teilung von Mensch und Land in die Staaten Indien und Pakistan. Drumherum spiegeln sich große Geschehnisse im 19000 m² Mikrokosmos des Viceroy’s House, dem heutigen Rashtrapati Bhavan Palast in Neu-Delhi.

Ausgerechnet Gillian Anderson, jene aus den X-Files bekannte und dort absolut zuverlässig jeden UFO-Überflug verschlafende FBI-Kollegin von Spooky Mulder, mimt in diesem überaus sehenswerten Streifen Lady Edwina Mountbatten. Überaus gut schenkt Anderson der Rolle die verdiente Präsenz, die überraschend gelungene Harmonie zwischen Stil, Distinguiertheit und unbedingter Menschenliebe.

Und ja, Lord Mountbatten ist tatsächlich der Hugh Bonneville aus Notting Hill. Im Grunde sah ich ihn nur einmal jemals zuvor und das erinnerte sich augenblicklich. Wir erinnern uns: Der Hollywood-Star Anna Scott ist mit ihrem Buchhändler-Normalofreund bei gewöhnlichen Leuten zu Gast zwecks gemeinsamen Abendessens. Verspätet kommt der wenig erfolgreiche Börsenmakler Bernie hinzu, welcher sodann harmlos gegenüber der von ihm noch nicht erkannten Diva prahlt. Die besseren Filme haben stets das Potential, in unserem filmischen Gedächtnis auf immer zu ankern. Hier zeigt Universal Pictures Ireland die Szene auf YouTube. Exakt, DAS ist Hugh Bonneville. 🙂

Köstlichfrische Wonne dank Lassi

An dieser Stelle erlebten wir oft schon Tiramisu und Kuchen und anderen Leckerzauber. Heute allerdings sollen es nur einige wenige Zutaten aus dem Mixer sein, wie wir sie trinkend genießen wollen. Eben erst griff die fiebrige Hitze der Freiheit nach dir, noch siehst du sie deutlich, die Unruhen rund um Lord Mountbatten und den Prozess der Unabhängigkeit Britisch-Indiens.

Insofern ist jetzt die allerbeste Gelegenheit, die Schärfe deiner Aufgewühltheit und das Feuer deines Mitgefühls für die Opfer jener Schaffung zweier unabhängiger Staaten mit Namen Indien und Pakistan im Jahre 1947 zu löschen und mit der jüngeren Geschichte unseres heutigen Gastgeberlandes versöhnlich zu werden. Und ja, es gibt ihn diesen Zaubertrank: Bananen-Lassi vegan à la gurunest 🙂

Darjeeling Limited, USA / Indien 2007

Wes Anderson, soviel sei mal gesagt, macht zuverlässig herrlich verrückte Filme. Man denke an Grand Budapest Hotel, an Moonrise Kingdom und an die Royal Tannenbaums. Ebenso zuverlässig schleift Anderson seine Lieblingsdarsteller von Film zu Film, das ist mit Owen Wilson so, gleichsam verhält es sich mit Bill Murray, Jason Schwartzman und Adrien Brody. So soll es nicht lange verwundern, dass die genanten tapferen Recken allesamt auch in in diesem crazy movie auftauchen.

Francis lädt nach einem Nahtoderlebnis seine Brüder Peter und Jack zu einer Zugfahrt im “Darjeeling Limited” quer durch Indien. Ein Roadmovie ohne Straße. Wie in jedem Roadmovie gibt es hier ein Ziel, nämlich die irgendwo in Indien ins Kloster abgestiegene Mutter. Wie in jedem Roadmovie bleibt das Ziel im Grunde unbedeutend, schließlich ist der Weg das eigentliche Ziel.

Der Film kultiviert das Chaos menschlicher Möglichkeiten und er funktioniert als Komödie. Gleichsam erinnert er mich ein wenig an das edle Zugambiente mit einem noblen Hercule Poirot aus einem Agatha Christine Paralleluniversum. Und mittendrin diese eine Szene der von Amara Karan verkörperten Zugbegleiterin Rita. Jack blickt in ihr privates Abteil, wir blicken aus der Perspektive des personalen Erzählers aus Jacks Augen gleichsam auf den Spiegel hinter Rita: Und dieser eine Moment, nur ein Blinzeln andauernd. lässt ihre weibliche Schönheit erahnen. Dieser filmische Moment steht über allen Möglichkeiten der Sittsamkeit aus Bollywood.

Einer guten Geschichte wohn ein Schlüssel inne. Nur dieser Schlüssel öffnet eine Pforte in unserem Hern, gewährt Zugang zu unserem göttlichen Ich. Der von mir vielerwähnte Weltbestseller Shantaram kennt eine ganz besondere Passage, in welcher der Protagonist von seinem besten Freund Prabaker Kharre für Monate in dessen Heimatdorf Sunder eingeladen wird. Fernab von der öffentlichen Wasserversorgung, weit weg von Strom und Telefon. Dort wo die Menschen seit Jahrhunderten der Gewalt des Flussufers trotzen, dem Leben so gegenwärtig wie dem Tod sind, dem Leben noch ohne Aufgesetztheit dienen, dort sind Herz und Seele Indiens. Unvergesslich hierbei Anmut und Würde der Mutter von Prabaker. Als es soweit ist, erzählt sie ihre Geschichte, wie sie auch die Geschichte des Dorfes Sunder ist. Lies um deiner Seele Willen die tausend Seiten von Shantaram. Nirgends sonst wirst du sie vergleichbar erleben, die Dichte von Wahrheit, Poesie und Menschsein. All das stammt aus der gottgelenkten Feder eines in den Achtzigern nach Indien geflüchteten Gefängnisausbrechers. Gemeint ist der einzigartige Gregory David Roberts. Gerne verschenke ich diesen Weltbestseller immer wieder einmal an liebe Menschen.

So könnte das in Darjeeling Limited gezeigte Örtchen im indischen Hinterland glatt das Dorf Sunder aus den Achtzigerjahren der Shantaram-Erzählung sein. Francis, Peter und Jack handeln in einem Schlüsselmoment trotz ihrer Flausen wie Männer, wie Helden, wie Menschen. Der Tod eines Jungen offenbart die Präsenz des Lebens und die Wahrheit ob des Wichtigen. Das Brauchtum der Feuerbestattung unter freiem Himmel, zumal unter aller Augen, vielleicht ist das jener unserem Kulturkreis fehlende Blick auf die Vergänglichkeit.

Ein indisches Kartoffelgericht und veganes Masala als des Abends köstlichste Weggefährten

Egal wo wir auf der Welt Rast machen. Land und Leute genießen, Glück und Zuversicht tanken: Kartoffeln gehen für meine liebreizende Muse immer. Es ist ein Insiderwitz im Hause des Yogatyps, dass ein Sack Kartoffeln das schönste Geschenkt auf der Welt ist. Ja, meine Muse liebt Kartoffeln. Schon immer liebt sie Kartoffeln.

Nicht ohne Grund passen die Dinge zueinander. Einer kleinen Gunst der Vorsehung folgend darf das letzte Woche in Griechenland verwendete gute Olivenöl auch hier noch einmal Verwendung finden. Genau wie der Babyspinat gehört das Extrakt der sonnenverwöhnten Ölfrucht in das erste unserer zwei Abendgerichte. Hier findest du das Rezept: Indische Kartoffeln mit Kichererbsen.

Hermann Hesses Siddharta in seinem Lebensabschnitt als asketischer Samana wäre das erste Abendmahl sicherlich Speisung für den ganzen Tag. Uns allerdings, zumal nach unserem letztwöchigen Heilfasten, ist gegenwärtig die Askese eher fremd. So erlauben wir uns das Mehr an Genuss, das Mehr an indischem Gute-Laune-Essen. Ahme es uns nach und bekoche dich und deine Liebsten ebenfalls mit dem von hier bezogenen Rezept für das vegane Masala. Schau unbedingt, dass du alle Zutaten wie zum Beispiel die Tandoripaste vorrätig hast.

So amüsant auch dich die tragisch-schöne Komödie “Darjeeling Limited” mit ihrer abnormen Handlung bewegen mag, währenddes überkommt dich wie uns auch die positive Energie typisch indischer Gewürze und rein pflanzlicher Zutaten. Interessanterweise suchen viele unstete menschliche Seelen nach dem Sinn in ihrem Sein und gleichzeitig essen sie andere Tiere. Essen Leid, verdauen Schmerz, machen sich das schlechte Karma zueigen. Hingegen sind Gewaltlosigkeit und Mitgefühl fraglos sinnhaft. Gewaltlosigkeit und Mitgefühl leben wir mit jeder Mahlzeit. Ahimsa, die Gewaltlosigkeit, zählt als eines der wichtigsten Lebensprinzipen der hinduistischen wie auch der buddhistischen Kultur. Nicht von ungefähr ist dieses Ethos aus dem ‘motherland of Yoga’ der erste Lebensgrundsatz im Yoga.

Nächster Halt unserer Weltreise: China

Unsere Reise setzt sich fort und unsere nächste Station wird jenes Land hinter der Großen Mauer. Sofern der Chinesische Drache Lóng unsere veganen Leiber nicht vorzeitig verspeist. Es lockt uns mitnichten die Totalüberwachung der Moderne, nicht der Titel einer nationalen Produktionsstätte Nummer Eins weltweiten Ramsches und erst recht nicht der besondere Umgang mit den Menschenrechten, wie er im Übrigen seit einem Jahr auch bei uns daheim Fuß fasst.

Wir wollen vielmehr unsere Herzen das kulturelle Erbe Chinas bestaunen lassen, lecker chinesisch vegan essen und prima Filme anschauen. Wie ein chinesisches Sprichwort so schön sagt: 民以食为天。Übersetzt: Dem Volk ist das Essen der Himmel.

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