Großes französisches Kino und hemmungslos veganisierte französische Küche, sie beide adelten unser letztes Wochenende. Frankreich geriet uns zum ersten Halt unserer Reise innerhalb einer Ära ohne Reisen. Gleichwohl bleibt die Welt in uns stets so viel größer als jene Welt, in welcher wir gegenwärtig eingesperrt sind. Wir wollen nicht ständig nach oben sehen und uns vorschreiben lassen, nach welch willkürlichen Maßgaben heute gelebt werden darf. Unser Geist bleibt klar, frei und ohne Diktat. In dieser Denke setzen wir sie nun fort, unsere sinnliche Weltreise: moving pictures für den Geist und Pflanzliches mit lokalem Flair für den Gaumen. Apropos Lokalkolorit: Don’t make me open the can of whoop-ass on you!
Gäbe es nicht die USA, sie müssten erfunden werden
Die USA, unverständlich bizarr schönes Land endloser Widersprüchlichkeiten, sind unser heutiger Halt auf dem journey against fear zunehmend gelangweilter Yogis. Begleite uns abermals, claim your soil, besorg dir schnell die Zutaten für die leckeren Menüs und pack dir geschwind unsere Filmauswahl in deine Watchlist.
Mensch, wären lediglich ein paar Stellparameter der Weltgeschichte anders gesetzt worden, dann würde in den amerikanischen Straßen vermutlich französisches Geplauder das Geschehen dominieren. Aber so ist es nicht gekommen, der gelebte Ist-Zustand macht sich an einem riesigen Kontinent fest, welcher sich vom Atlantik bis zum Pazifik mit nur einer Sprache bewältigen lässt.
Leif Eriksson, Sohn Eriks des Roten, entdeckte um 1000 nach Christus die Neue Welt. Hingegen soll auf ewig in den Köpfen der Welt einem Italiener namens Christoph Kolumbus das Verdienst zugesprochen werden. Jene Zufallsleistung des in Diensten der Königin Isabella von Kastilien stehenden Mannes aus Genua, das soll für immer die Wahrheit bleiben. Schon seinerzeit hat dieser Vorläufer von fake news die gut 500 Jahre zurückliegende Entdeckungsfahrt des Wikingers Leif vergessen gemacht.
Ein Western und ein Science-Fiction-Drama lassen auf die eine ewige Wahrheit blicken
Und so sind wir wieder bei der Einordnung in wahr und unwahr: Knietief watet es sich abermals durch den immerwährenden Konflikt um die Bemessung von Gut und Böse. Nicht die tatsächlichen Geschehnisse sind der Geschichtsschreibung sprudelnde Quelle, sondern einzig die Sicht der Siegreichen führt die Feder. Und wird eine Geschichte oft genug im Brustton der Überzeugung weitergegeben, dann gebieren sich eigene Wahrheiten.
Obgleich sich unsere verfressen-unterhaltungssüchtige Stippvisite stets dem Diktat des freudvoll gestalteten Tages beugt, so schimmert sie auch in unserer heutigen Filmauswahl durch, die Ahnung vom wahren Wesen von Gut und Böse. Folglich wird die fahrlässig romantisierte Vorstellung von der Landnahme durch europäische Einwanderer stets eine gute Sache bleiben. Unser erster heute gespielter Film kratzt leise und doch gekonnt am Bild einer rechtschaffenen Migration aufopferungsvoller Menschen im wilden Herzen der Neuen Welt.
Der mit Bitternis wie mit süßester Menschlichkeit getränkte Western “News of the World”, dem einzig passenden Protagonisten Tom Hanks sei dank, lässt die Schrecken jener Zeit ahnen. Und doch, die alljährlich zelebrierten Paraden kennen nur die vermeintliche Tapferkeit und die projizierte Rechtschaffenheit der Vorfahren. Alles längst versickerte Blut bleibt hingegen ungesehen.
Die Meinungshoheit kennt nur das Pathos der von verschlagenen Indianern gebeutelten Siedler und ihre schlußendlich für wohlverdient gehaltene Landnahme. Trifft es aber die Nachfahren derselben weißen Migranten, nun aber durch gnadenlose Raubritter aus einer diesmal sehr fernen Welt, dann ist großes Wehklagen anzustimmen. So erging es auch uns. Welches Unrecht der Aliens gegenüber einem gutherzigen Farmer im Streifen “Signs” mag schwerer wiegen als jene Verbrechen der Vorfahren selbigen Farmers?
Mit yogisch geklärtem Geist zeigt uns die Abfolge unserer heutigen Filmauswahl klar, wie schnell wir konditioniert werden können. Nach Maß der Siegreichen über Gut und Böse zu urteilen, sogar derart gelenkt zu empfinden. Hören wir aber auf die leise Stimme in unserem Herzen, so stellen sich die Dinge gleich anders dar. Der Wilde Westen bleibt dann so gesehen die konsequente Fortsetzung des Genozids der Conquistadores und dergestalt macht sich die Berechtigung eines Einfalls außerirdischer Invasoren über des mittleren Westens seliges Farmland nur an der Frage fest, inwiefern die Andersartigen obsiegen. Oder natürlich, ob sie sich mit Verlusten und schlimmstenfalls nur vorübergehend in die Schwärze des Alls zurückziehen.
Die eigene Küche von God’s own country ist … begrenzt
Als Entsprechung des Einwanderertums sind die meisten Alltagsspeisen in den Vereinigten Staaten das Mitbringsel tapferer Migranten aus aller Welt. Was ist schon so richtig amerikanisch? Kaum etwas! Aber das soll uns hier nicht weiter kümmern, schließlich sind wir hier nicht anthropologisch unterwegs, sondern ohne jeden Zweifel getrieben von der Lust nach Zerstreuung und pflanzlich-köstlichem Genuss. Was wir heute zubereiten, ist arg maislastig, schließlich ist gefühlt ganz Amerika eine einzige Maisplantage. Und die hergenommenen Rezepte sind, der Seele fauler Köche sei verziehen, im Grunde genommen leicht zubereitbar. So soll es sein: machbar, ganz ohne Tierleid und lokal angehauchte Stärkung für uns Filmfreunde.
Vorweg etwas fürs Gemüt: Käsekuchen vegan à la gurunest
Was amerikanisch ist, das legen hier allein die Althoffs fest! Kein Geringerer als unser vor gut zwei Jahren vorgestellter Käsekuchen vegan à la gurunest soll heute, selbstverständlich mit zwei kleinen Tricks amerikanisiert, deiner Zunge Vorgeschmack auf einen gelungen Aufenthalt in den United States sein.
Das Rezept wird deinen kundigen Händen schnell leckeren Erfolg bescheren. Denk nur daran, dass du in der heutigen Cowboyvariante unseres veganen Käsekuchens die Zutat 500g Alpro Zitronenjoghurt durch 500g Alpro Heidelbeere (auch eine Soja-Joghurtalternative) ersetzt. Obendrauf lässt du, bitte schon vor dem Backgang, eine Handvoll williger Heidelbeeren rieseln. Ruhig in sinnhaftem Muster.
Neues aus der Welt (OT: News of the World, USA 2000
Ein aktueller Western mit Tom Hanks, zudem aus der Hand des britischen Regisseurs Paul Greengrass? Was zur veganen Kidneybohnenfrikadelle nochmal …? Aber gut ist es geworden, wenngleich die ersten Bilder die Frage bei mir aufbrachten, wie eigentlich sicherlich modernstes teures digitales Filmequipment ein wenig Seifenoperlook bewerkstelligen lässt. Egal, sei es drum. Am Ende gibt der Western dir alles, was es braucht: Weites Land, einen die Weite durchquerenden Protagonisten, einen schutzbedürftigen blonden Engel, dreckige improvisierte Orte, dreckige Schufte, gebeutelte Indianer, marodierende Soldaten, müde Siedler, der neuesten Nachrichten wegen hellwache Siedler, einen verhassten Lokalfürsten à la Neegan, ohne Lucille! … Außerdem noch viel Unrecht, viel Rechtschaffenheit, eine Schießerei im flirrenden Staub und ein güldenes Happy End! Bravo, ein wertiger neuzeitlicher Westernfilm!
Der Erzählung will ich hier nichts vorwegnehmen, schließlich soll die kleine Lehre von der Menschlichkeit in dir wirken. Gelingen wird das mit einem idealst besetzten Tom Hanks. Ob piratierter Captain, ein in den Wirren des Zweiten Weltkriegs Halt gebender Offizier, ein um seine Ehre kämpfender HIV-gebeutelter Lawyer oder ob als fleischgewordenes Ideal menschliches Potentials aka Fred Rogers (A Beautiful Day in the Neighborhood, USA 2019), Tom Hanks brilliert auch als seelenverwundeter Veteran in den Wirren der Neuen Welt. Ich sage dir: Tom Hanks = Ehrenmann!
Und ein Wort noch zur Figur Johanna. Die 12-jährige Helena Zengel hat dieses Etwas in ihren Zügen, jene naturgegebene Melancholie in ihrem Engelsgesicht. Großes Lob ans Casting, wie auch ein Lob an alle Macher dieses Anti-Westerns!
Corn Chowder als prima bodenständiges Maissüppchen
Der Suppenwahn findet seine Fortsetzung in diesem robusten aber ehrlichen Maissüppchen, dessen Rezept du hier findest. Frag mich und ich sage dir, dass du glatt die doppelte Menge Knoblauch verwenden darfst. Lecker, einfach, simpel, ‘maisig’, vieler Worte bedarf es an dieser Stelle nicht! 😉
Signs, USA 2002
Widerfahren uns Dinge, welche uns unentschlüsselbar bekannt vorkommen, dann ist unbewusst ein Quentchen vom Segen erleuchteter Individuen auch uns zuteil geworden. Erinnert sich Purusha an einen längst durchlebten Zyklus von Werden und Vergehen? An einen Urknall einer ganzen Reihe von Neuanfängen? Träumen wir nur Gewesenes? Kommen uns die Dinge deshalb mitunter bekannt vor? Ist es unser karmisches Neu-durchleben-müssen am Ende eines Seins im menschlichen Körper?
Zeichen gibt es viele und gedeutet werden dürfen diese vielfältig. “Signs” ist in meinen Augen fraglos ein Meisterwerk, von meiner liebreizenden Muse und mir wieder und wieder gern geschaut. Und jedesmal tut sich eine neue Perspektive auf, da der Geist hinter betrachtenden Augen stets weiter ist und mehr assoziiert. Dieser nur oberflächlich als schaurig-schönes Alieninvasionsspektakel zu interpretierende Streifen bleibt am Ende eine Darreichung für alle spirituell aufgeschlossenen Menschen.
Manoj Nelliyattu Shyamalan erdachte die Geschichte, er produzierte den Film, er führte Regie, er ist des Schicksals unglücklicher Wegbereiter in der Handlung. Der Veterinär ist Nachbar des Witwers Graham und die Düsternis unserer Machtlosigkeit im Strudel der Schicksalhaftigkeit findet ihre bildgewaltigste Ausprägung im Dialog zwischen Graham Hess und Ray Reddi vor dessen Haus. Ach ja, und einer von ihnen ist in der Speisekammer eingesperrt.
Es ist am Vorabend der Invasion, ähnlich wie in unserer Fremdbestimmung vermeintlicher viraler Mutanten wegen: Die Dinge passieren, manche verschließen die Augen und manche nehmen sehr wohl wahr was passiert. Im Ort fällt das Los ausgerechnet einem Army Recruiter zu. Merrill gerät es letztlich zum Vorteil, als er dem Sergeant First Class Mr. Cunningham gut zuhört. Der Militär, die Handlung soll ihm Recht geben, sieht in den Ereignissen rund um den Ort wie weltweit die Anzeichen für das Ausspähen durch Kundschafter. Welchen nur eine Invasion folgen kann.
Warum ist Morgan Asthmatiker? Warum hat Bo dieses besondere Verhältnis zum Wasser? Wieso kann Merrill nur absolut volle Kanne den Baseballschläger schwingen? Und wieso findet der ehemalige Pfarrer Graham zwangsläufig zum Glauben zurück?
“Sieh!” sagt Colleen Hess und in ihren letzten Worten, in ihren noch auf wundersame Art nur noch für diese Botschaft lebenden Augen liegt alles Wissen der Welt.
Jambalaya – Würziges aus Louisiana mitsamt Maisbrot
Reis ist immer gut, zumal gut würzig wie in dem von hier hergenommenen Rezept. Genossen mit dem in diesem Kontext quasi unverzichtbaren Maisbrot, Rezept hier, findet unser robust amerikanischer Essenskanon des heutigen Tages einen würdigen Abschluss. Rein pflanzlich, ohne Tierleid, einzig richtig.
Was ist wahr? Was ist gut? Wahrhaftiges Glück, darin mögen wir einig sein, kann nicht auf dem Leid anderer Mitgeschöpfe fußen. Das Mitgefühl kennt seine stärkste und dauerhafte Ausprägung in der veganen Lebensweise.
Ob die Aliens in “Signs” die Menschen “abernten” oder wir alle anderen fühlenden Geschöpfe in der Fleischindustrie knechten, letztlich ist beides das Böse, das Unbewusste, die Sünde.
Nächster Halt unserer Weltreise: Italien
Unsere nächste Station kann nur Italien sein, das Herkunftsland der Familien Soprano und Corleone. Mach dann mit uns Halt in jenem Land, welches der Schöpfer nach Entwürfen von Michelangelo entworfen haben soll. Wir werden auch für dich zwei wunderbar verrückte Filme sondieren und lecker veganes Schlemmen mit Lokalkolorit zelebrieren. Das sei versprochen!