Im neuen Biedermeiertum eines wahn-fiebrigen Jahres, in einer der Gesichtsmimik beraubten Welt vermummter Gestalten, in diesem Milieu sollte eine junge Generation das gestern noch verpönte häusliche Verweilen im Internet heute als neue Kür leben. Mein gut 23-jähriger Compañero Marcel folgte dem Ruf. Alsbald sollte ihn die Ernüchterung einholen. War der noch in der Blüte drangvoller Jugend angeschaffte PC ehemals das universelle Spezifikum aller digitalen Absichten, so greise knechtete mittlerweile der 6-kernige AMD Phenom II mitsamt 1333 MHz RAM und rotierender Festplatte seinen Dienst.
Das Durchqueren einer Tiefebene ist baren Fußes möglich, komfortabel wird es jedoch mit veganen Häppchen und einem Glas Sherry im tiefergestellten Sitz eines leise schnurrenden Linienjets. Ganz ähnlich ist es mit der Computerei.
Überlegungen vorab
Turing-Maschinen-mäßig (hier eine hübsche Fingerübung) lässt sich eine Runde Cyberpunk 2077 auf einem endlosen Papierschnipsel bis zum Kältetod unseres Universums zelebrieren, sicherlich. Richtig Spaß an der RGB-Tastatur geht unbestritten anders. Weniger traurig denn mehr entschlossen nahm Compañero Marcel sauer verdiente anderthalbtausend Taler in die Hand. Es galt, hierfür einen neuen Farbklecks im Leben zu etablieren, nebendran Steam und Chrometabs mit schwunghaftem Gefährt zu beglücken.
Überlegungen voarab mit Bezug auf die Auswahl der Komponenten waren mitunter interessanter als in anderen Jahren. Mit den Jahren kam die SSD, alsbald wurde sie unverzichtbar und schließlich wurde das Potential dank der M.2 Anbindung und dem NVME-Protokoll (hier nett im Western Digital Blog erläutert) richtig entfesselt.
Die Sache mit ECC und nicht ECC
Der Arbeitsspeicher wurde in der letzten Dekade ordentlich schneller, aber der gemeine Konsument wird noch immer über den Tisch gezogen. Solange RAM nicht standardmäßig ECC-RAM ist, wohlgemerkt mit voller Unterstützung des anhängigen Equipments, solange bleibt auch schnellstes DDR4-RAM im Sinne des Ideals hinreichender Datenintegrität ein Graus. Gekippte Bits sind eine physikalische wie statitistische Gewissheit, zumal bei 32 Gigabyte RAM wie in diesem Setup.
Vergiss das Beharren irgendwelcher Forenkönige, welche die Daseinsberechtigung fehlerkorrigierenden Arbeittsspeichers in menschenleere Serverhallen verbannen wollen. ECC-RAM wäre grundsätzlich ohne Mühe und ohne kostenmäßigen Mehraufwand realisierbar und auf dem Markt der Endkunden abbildbar, es würde allerdings die Preistreiberei gegenüber den Profikunden aus dem Serverlager als Variante modernen Raubrittertums offenbaren. Der Ryzen 3700X kann natürlich ECC-RAM wie gewollt nutzen und theoretisch das hergenomene Motherboard MSI B450M Mortar MAX auch, aber abschließend arbeitet die genannte Konfiguration aktuell nur im Non-ECC-Modus.
Unter Linux wie unter Windows 10 ist mittels gezielter Abfrage klar, dass entweder das vorliegende BIOS oder die Kombination aus Board und ECC-RAM den ECC-Modus zurzeit nicht möglich machen. Schade drum, die guten Riegel bleiben natürlich auch in diesem Non-ECC „Spielzeugmodus“ operabel. Aber wir reden hier von verschenktem Potential.
Thermaltake hat die Offenbarung eines lackierbaren Micro-ATX-Würfels
Compañero Marcel vertraute meinem Rat, ein Cube Gehäuse als das richtige Konzept zu sehen für einen gar nicht so leichten Lüfter nebst der dedizierten Grafikeinheit. Vertikal montierten Mainboards mit jahrelang in Richtung Erdmitte am PCB reisenden CPU-Kühlern vermochte ich noch nie großes Vertrauen zu schenken. Der pfiffige Würfel Thermaltake Core V21 macht es besser und er ist zudem komplett und schnell rupfbar, auch im fertigen Zustand.
Oben lässt es sich fix abnehmen, unten ebenso, die Seiten sowieso. Du willst also schnell mal von oben an die CPU oder eine PCI-E Karte stecken, dann no problemo. Die magnetischen Staubmatten sind dieser erfüllungsvollen und um Jahrzehnte verspäteten Einfälle. Die Front des Thermaltake Gehäuse ist leider so ein Kunststoffspritzguss-Teil. Die Plastikbolzen wollen generell brechen. Früher oder später. Meine Erfahrung. Wer Kunststoff kennt, der will Metall. 🙂 Sei es drum, fürs Geld ein prima Case. Im hier behandelten Szenario glänzt das Blechle mit seiner guten Lackierbarkeit. Und seien wir ehrlich: Verkehrspurpur ist für solch ein schönes Setup unerlässlich.
Frischer Wind aus Österreich und satte Power aus Ungarn
So schick der von AMD mitgelieferte RGB-Lüfter auch ist, GUTES kommt aus Österreich und ist von brauner Farbgebung. Noctua aus unserem Nachbarland verdient alle Sympathie. Effizient und leise ist der Noctua NH-U12S SE-AM4 CPU-Kühler – 120mm, mehr gibt es da nicht zu sagen. Das Netzteil Kolink Enclave 80 PLUS Gold ist aus Ungarn, es ist günstiger als manch anderer 700 Watt Kraftklotz, dient aber nichtsdestotrotz mit guter und sicherer Elektrizität auf hohem Standard.
Schade nur, das Buchsen und Stecker der modularen Kabel nicht farblich markiert sind.
Eine korrekte Grafikkarte für 1440p
Im richtigen Sweetspot zwischen Budget und Gaming-Performance die richtige Grafikkarte zu wählen sollte auch hier die Kür sein. Große Maßgabe hier war, 4K sollte KEIN Thema sein, hingegen voll im Visier 2560*1440 Bildpunkte langfristig, 1080p kurzfristig. Vor dem Hintergrund war die NVIDIA 1660 Super zum Zeitpunkt der Auswahl im Sommer dieses Jahres DIE passende Grafikkarte.
Nach drei Lackierdurchläufen, einem problemlos montierten Noctua-Lüfter und einem blitzschnellem fehlerfreien Aufbau schnurrt das purpurne Glück im harten Dauereinsatz eines dauerzockenden bärtigen Mannes. So soll es sein.
Cyberpunk 2077 läuft genehm nebst einer geradezu metastasierenden Chrome Tableiste, was will das Herz mehr. Compañero Marcel ist glücklich.
Update vom 14. April 2024: AMD Ryzen 3700X CPU nach nur 40 Monaten gestorben