Wer in diesem Tech-Blog liest, kennt meine Bewunderung für dieses ganz spezielle Mainboard! Die Rede ist vom Supermicro A1SRi-2758F, einem Mini-ITX Board mit fest aufgebrachtem Intel C2758, einer 8-kernigem server grade Intel Atom CPU. Zudem hat das Board natürlich Unterstützung für ECC-RAM (bis 64GB) und 5 Ethernet Buchsen. Vier davon sind zum Netzwerken nach Belieben und die auf dem Panel leicht abgesetzte Buchse ist für das IPMI vorgesehen, dem Tastatur- und Monitor-losem Fernsteuern bis hin zum Ein- und Ausschalten auf diesem Wege. An dieser Stelle sei auf meinen zurückliegenden Artikel „Mit dem Supermicro A1SRi-2758F im SC505-203B einen Webserver basteln“ hingewiesen.
Unnötige BIOS Updates sind zu vermeiden
Es darf versichert werden, dass diese server grade Hardware wirklich robust arbeitet und von zig Exemplaren aus meinem Umfeld keinerlei Beschwerden vorliegen. Es heißt ja ’never change a running system‘ und doch kann es einen in den Fingern jucken, bei einem neu von Supermicro bereitgetelltem BIOS dieses auch auf dem Bord aufzuspielen.
Das Gefahrenmoment hat nämlich Tradition: Geht das Flashen des BIOS aus welchem Grunde auch immer schief, hat man sein Mainboard potentiell ‚bricked‘! Das ist Englisch für ‚Du kannst es ab jetzt als Erinnerung an die Wand nageln‘ …
Leider ist das nun zweimal in meinem näheren Umfeld mit besagtem A1SRi-2758F passiert. Trotz richtiger Handhabe des Update-Prozesses und hinter einer Unterbrechungsfreien Stromversorgung stockte das Flashen und das Mainboard war schlagartig unbenutzbar. Ohne BIOS geht eben nichts.
Rettungsring nur gegen Geld
Der erste Gedanke galt bei meinem ersten derartigem Erlebnis noch dem IPMI, denn dieses funktioniert unabhängig vom BIOS. Das IPMI stellt einen kleinen Webserver, durch den das Board per Browser im lokalen Netz ansprechbar und wartbar ist. Dazu gehört für gewöhnlich auch die Möglichkeit, derart das BIOS-ROM doch noch zu injizieren zu können, selbst dann und gerade wenn direkt an der Hardware nichts mehr zu machen ist.
Aber siehe da, es geht nicht. Nicht etwa technisch, daran scheitert es nicht, aber Supermicro will für die Nutzung dieses Menüpunkts im IPMI Geld sehen. Und man wird dieses ärgerlichen (das A1SRi-2758F ist alles andere als billig) Umstandes erst gewahr, wenn man es wirklich braucht.
In der Folge wurde bei zwei großen Supermicro Händlern in Deutschland versucht, für Geld an dieses Produkt zu kommen. Auf entsprechende Anfragen wurde in beiden Fällen nicht geantwortet. Sicher, so eine Anfrage nach einem Spartenprodukt wie dem Freischaltcode für die IPMI-Funktion im Bereich zwischen 15 und 30 EUR bindet Arbeitszeit und generiert sicher keinen Gewinn, aber auch dieses Stillhalten von Händlerseite enttäuschte ein wenig.
So flößt man dem A1SRi-2758F wieder Leben ein
Es gibt aber doch noch einen Weg, die teure Investition nicht aufgeben zu müssen. Das Rezept beinhaltet ein eigens dafür bereitgehaltenes BIOS ROM file von Supermicro auf einem FAT-formatierten USB-Stick und eine USB-Tastatur. Beide USB-Gerätschaften müssen zudem zwingend in bestimmten USB-Buchsen am A1SRi-2758F gesteckt sein, damit die Rückholung des Boards aus dem Reich totgeglaubter Hardware gelingen mag.
In der ersten Jahreshälfte war übrigens schwer heranzukommen an diese Information. Da wurde mir die Info noch zugespielt und auf dem Supermicro PDF stand noch etwas von Confidential … Doch scheinen die Zeiten der Geheimhaltung vorüber, denn Supermicro hat unter der FAQ ID 21047 eine Website für das diesem Artikel zugrundeliegende Szenario eingerichtet. Dort findet sich sowohl das spezielle AMI.ROM file, als auch nochmal eine Kurzanleitung (procedure).
Entscheidend ist allein der Ausgang und Supermicro kann man angesichts superber Hardware einfach nicht böse sein.