Nicht zum ersten Mal habe ich mit dem schwedischen Computergehäusehersteller Fractal Design zu tun. So hat mich vor knapp drei Jahren der Fractal Design Big Tower Define R4 Arctic White begeistert und ich sprach gar vom perfekten Gehäuse. Ja, ich ließ mich hinreißen. Der Hersteller gewann damit bei mir einen Vertrauensvorschuss und in dieser Grundhaltung ging es auch zum Mini-iTX-Gehäuse Fractal Design Node 304, welches ich in diesem Artikel behandeln möchte.
Übrigens hat auch das Define R4 in der Langzeitnutzung gezeigt, dass sich der übermäßige Einsatz von Kunststoff, insbesondere an der Gehäusefront, auf längere Sicht immer rächt. So ist beim Define R4 der vordere weiße ‘Plastikrost’ dem periodischem Abnehmen, zum Zwecke des Reinigens des Staubfilters für die Frontlüfter, nicht gewachsen gewesen und irgendwann kaputtgebrochen. Zudem gibt es bei mehreren der sich in meinem Umfeld befindlichen Define R4 wiederkehrende Störgeräusche aus Resonanzen, welche sich durch Drücken mit der Hand an verschiedenen Stellen an den Gehäusen vorübergehend beruhigen lassen. Emporgehoben und doch doch von weltlichem Antlitz.
Doch zurück zum Node 304! Aus meiner Sich doch deutlich zu groß für ein Mini-ITX-Chassis ist das mit ca. 90 EUR nicht eben billige Node 304, aber eben doch nicht so riesig wie etwa ein Corsair Graphite 380T. Das Node 304 sieht sehr gut aus, zweifelsohne, wenngleich der obere Plastikabschluss an der Front, welcher in der Ebene als feines Gitter zu sehen ist, nicht ganz zum Rest des Chassis die Farbe hält und in manchem Licht leicht vergilbt aussieht. Doch das ist nicht gravierend und es bleibt dabei: Hübsch ist das Node 304 allemal. Insbsondere in der weißen Variante! Wenn da nicht ein paar Kleinigkeiten wären …
Das Node 304 ist es gut zerlegbar und der Gehäusedeckel kann problemlos abgenommen werden. Sogleich wird das Konzept der hängenden Laufwerksträger sichtbar, welche jeweils bis ein bis zwei Massenspeicher aufnehmen können.
Die von mir immer gewünschten Staubfilter sind rundum vorhanden, mit Ausnahme der rückwärtigen Seite, an welcher der Lüfter ohnehin die warme Luft aus dem Gehäuse nach außen bläst. Das Konzept der Einfassung der Lüfter unterm Gehäusedeckel in feinmaschigen Gewebe mag ich nicht so recht verstehen.
An der Gehäusefront ergibt sich aus meiner Sicht der selbe Schlamassel wie bei so vielen anderen Gehäusen, gleich ob billig oder höherpreisig: Plastikhalter, welche die Front arretieren. Die Front selbst besteht beim Node 304 überwiegend aus Aluminium. Warum setzt man dann trotzdem auf Plastikpropfen, hergestellt im Kunststoffspritzgussverfahren, welchen aus meiner Erfahrung über kurz oder lang immer ein Ableben beschieden ist? Ich kenne das so, dass in der Folge das jeweilige Gehäuse für den Müll ist oder Sekundenkleber zum Einsatz kommt, wie etwa beim von mir getesteten Exemplar des Xilence Torino. Dazu kommt noch, dass sich die Front des Node 304 nicht leicht lösen ließ, es braucht wieder mal im Idealfall drei bis vier Hände, damit man es mit wenig Bauchschmerzen und ohne Materialermüdung der Plastikarretierungen machen kann. Bedenkt man dabei, dass dieses fragile Lösen nicht nur einmal fällig wird, sondern zum Zwecke der Staubentfernung vom frontseitig integrierten Staubfilter immer wieder einmal, so kommt bei mir doch etwas Unmut auf. Warum nur müssen diese von mir verzweifelt als ‘Sollbruchplastik’ titulierten Dinger immer wieder eine Gehäusefront halten? Derart befestigte Fronten sind mir schon mehrfach aus dem Lieferkarton entgegengefallen, beim eigenen Transport sind sie auch schon gebrochen und beim Abnehmen der Fronten sowieso schon mehrfach. Es sollte ein Gesetz gegen diese Plastikhaken, -propfen und -lanzen geben, verflucht nochmal …
Mit vorgenanntem Übel sind die Sympathien für das Node 304 bei mir allmählich geschwunden. Als nächstes wandte sich mein Blick auf die Laufwerksträger. Alle Kreativität, um mit tradierten Konzepten zu brechen, welche teils die Intention vom Format Mini-ITX torpedieren, soll grundsätzlich willkommen sein. Nur sind die hängenden Träger im Fall des Node 304 so seine Sache. Es ist schon reichlich Arbeit, im Falle mehrerer bzw. vieler Laufwerke alle Träger mit jeweils 3 Schrauben zu entfernen und im Anschluss wieder zu montieren. Das hätte man doch bestimmt auch mit jeweils einer Schraube hinbekommen oder vielleicht mit einen Haltebügel für alle Träger? Leute, das sind hundermillionen unnötige Schrauberein … What the hell … Sei es drum. Lobenswert ist sicherlich, dass die Laufwerke allesamt gut von der zufließenden Luft der Frontlüfter bestrichen werden.
Um einen realen Aufbau mit Ziel eines Linux Mint-Arbeitsplatzes zu wagen, habe ich ein Mainboard vom Typ Asus Asus H97I-Plus aus einem anderen Projekt zur Hand genommen, zusammen mit einer Intel G3258 ’20th Anniversary’ CPU. Beide Komponenten sind übrigens wärmste Empfehlungen. So habe ich das H97I-Plus als sehr problemlos kennengelernt. Es ist mit hochwertigen elektronischen Bauteilen bestens verarbeitet, hat eine großartige Lüftersteuerung und die G3258 CPU ist sowieso ein richtiger Preis/Leisungs-Tipp!
Da im teilespendenden ursprünglichen selbstgebastelten Gehäuse der ‘boxed’ Lüfter von Intel montiert war und ich im Node 304 der schieren Möglichkeit wegen einen großen Kühlkörper aufsetzen mochte, habe ich zunächst die alte Leitpaste in bekannter Manier entfernt. Zum Einsatz kam hiernach der Enermax ETS-N30-TAA Pollish Advance Prozessorkühler.
Wieso bei einm Mini-ITX-Gehäuse die Mainboard-Abstandshalter im Auslieferungszustand nicht schon gesetzt sind, diese Frage sei doch mal erlaubt … Jedenfalls machte bei dem mir vorliegenden Node 304 Exemplar eine Bohrung große Probleme. Der Abstandshalter ging nur mit Muskelkraft rein und es war ein spanender Prozess mit gewissem Frustrationspotentital.
Ebenfalls wollte die Slotblende des Asus H97I-Plus nicht so recht ins Node 304 passen. Das hat 5 Minuten gedauert. Trotzdem für sich keine große Sache. Viel schwerer wiegt der aus meiner Sicht gravierendste Nachteil des Node 304: nämlich, dass das Ding nur ein ATX-Netzteil vorsieht, nicht aber ein kleineres, von mir für Mini-ITX favorisiertes SFX-Netzteil.
Sicher ist im Node 304 mit den Lüftern oben und hinten viel Sogwirkung da, doch kann der Lufstrom von der Front her aus meiner Sicht nicht den vorderen Teil des Mainboards erreichen. Ich habe den Eindruck, dieses wird schlicht durch die große ATX PSU verursacht, welche der von der Front kommenden kühlen Luft im Wege steht und die RAM-Module auf dem H97I-Plus werden so auch nicht vom besagten Luftstrom erreicht. Folglich werden diese wärmer als nötig. Die Seitenfilter an diesem Gehäuse lassen in Verbindung mit der benannten Sogwirkung sicher auch viel Luft herein, doch ob das Mainboard davon groß profitiert, das ist die Frage. Immerhin nehme ich hier ein LGA1150 Board mit Sockel her, dass ‘zur Not’ und in manchem Anwendungsfall eine leistungsfähige Intel XEON CPU aufnimmt. Ein SFX-Netzteil, kleiner und vielleicht noch weiter vorn platziert, hätte dieses Problem sicher stark abgemildert.
Und man sieht es: mit den für ATX-Netzteilen üblichen Kabellängen kann es eng werden. Auch Kabelsalat kann eine begünstigende Luftzirkulation verhindern. Der Hersteller sieht übrigens vor, in dem Node 304 eine lange Grafikkarte verwenden zu können. Dass die von uns beschriebene Situation im Gehäuse dadurch nicht vereinfacht würde, dürfte auf der Hand liegen.
Mit Kabelbindern, Sortieren und Verlegen haben ich die Kabelsituation halbwegs entschärft, aber das Node 304 mag ich insgesamt nicht empfehlen. Einzig das hervorragende Aussehen spricht meiner Meinung nach für’s Chassis und wenn er mal steht, der Rechner, dann kann es richtig kuschelig werden. Jedenfalls bis zur irgendwann fälligen Abnahme des Frontteils, um den Staubfilter zu reinigen. Ich wünschte, alle Dinge wäre mindestens so gut, wie sie aussehen.