Mini-ITX-Chassis für kleines Geld mit viel Potential: Sharkoon QB One

Liebe Computerfreunde, vorbei sind die Zeiten, in denen ein Full-Size-Big-Tower-Gehäuse mit innewohnender 80386-SX CPU, 3,5″-Diskettenlaufwerk, mehreren 5,25″-Festplatten und orgiastisch-kunstvoll-heißverklebten IDE-Flachbandkabeln für ein Potpourri aus speichelflussförderndem Besitzerstolz und Freude, der gelungenen Verschönerung des Arbeitsbereichs wegen zu sorgen imstande gewesen ist. Was waren wir doch allesamt virtuos darin, den Arbeitsspeicher oberhalb von einem Megabyte und anderen Krempel mittels autoexec.bat und config.sys passend einzurichten, schließlich war MS-DOS Batch im realen Leben praktisch nicht dokumentiert und ein World Wide Web existierte einfach nicht. Das war sie noch, diese Szenerie, wo Wissen von Person zu Person weitergegeben wurde und das Ganze den Nimbus von Geheimwissen erhielt. Aber irgendwo entferne ich mich ein klein wenig von dem, was die Überschrift dieses kleinen Artikels verheißt …

In gegebener Weltwahrnehmung gelange ich mehr und mehr zum dem Standpunkt, dass man Big-Tower und gar Midi-Tower nicht mehr am Arbeitsplatz haben möchte. Sie nehmen Platz weg, sind archaisch und die Dinge, welche das schiere Volumenmaß überhaupt erst anstoßen, produzieren Krach in allen Variationen. Eben jener Lärmfontäne bin ich überdrüssig! Solid State Discs mit einem Terabyte sind mittlerweile schließlich bezahlbar und die meisten Nutzer werden in einem Arbeitsrechner sicherlich auch mit der 500 GB Variante als Systemlaufwerk klarkommen. Aus meiner Sicht gehören die großen Festplatten mit 4TB und mehr je Einheit ohnehin in einen dedizierten Server jenseits des Wohn- und Arbeitsbereiches. Moderne Prozessoren mit kleinen Strukturgrößen brauchen immer kleinere Ströme und folglich entsteht immer weniger Wärme im PC-Chassis, was ganze Stafetten von aufeinander abgestimmten Lüftern ebenfalls zu Komparsen der PC-Historie degradiert. Eine Grafikkarte ist bei Nicht-Gamern und Nicht-CAD-Bildschirmarbeitern ebenfalls überflüssig geworden, reicht die integrierte Grafikeinheit moderner Prozessoren doch längst für das tägliche Einerlei aus.

Die Art von Computer und somit das zugrundeliegende Gehäuseformats, welches ich hier im Sinn habe, soll also klein sein und trotzdem im Sinne des Selbermachens und Bastelns noch handhabbar bleiben. NUC und Co werden hierfür eindeutig zu klein und Raspberry Pi, Banana PI und ähnliche Schmankerl sind ebenfalls zu lütte (und gegenwärtig noch zu leistungsschwach). Micro-ATX ist keinen Deut besser als E-ATX oder ATX und somit bleibt das von mir schon mehrfach behandelte Format Mini-ITX. Das ist es, das ist die richtige Größe. Mini-ITX Mainboards gibt’s mit konventionellen Netzteilanschlüssen, aber auch mit Spannungswandlern für externe Gleichstrom-Netzteile. Besagte Mini-ITX Mainboards mit fest verlöteter APU sind ja mein Liebling, doch ist alles möglich bis hin zu (die himmlischen Fanfaren ertönen) Workstation-Platinen, welche standesgemäße Komponenten wie XEON und ECC-RAM aufnehmen, hier gerate das Augenmerk beispielsweise auf das famose ASRock E3C226D2I. Das gegenwärtige Nonplusultra in diesem Format würde sich mit dem neuen ASRock X99E-ITX/ac aufsetzen lassen.

Bei erstgenannten APU-Geschichten für ITX-Desktoprechner kann die Spanne reichen vom bekannten vierkernigen ASRock Q2900-ITX mit günstigem Standard-RAM als Mainboard-Bestückung bis hin zum, derart köstlich zweckentfremdenen, Supermicro A1SRi-2758F mit entsprechender Grafikkarte im PCI-E 2.0 x8 Slot und dem eigentlich immer gewolltem ECC-RAM.

Auf jeden Fall ist das Mini-ITX Format das Ding! Da wollen wir unsere zukünftigen Alltags-Rechner drin haben, das soll es sein! Idealerweise sollen die entsprechenden PCs passiv gekühlt sein, oder schlimmstenfalls mit leisen Lüftern daherkommen. In letztem Fall aber zwingend mit Staubfiltern. Das entsprechende Chassis ist klein und braucht aus vorgenannten Gründen auch keine großartige Vibrationsentkopplung und Geräuschdämmung. Weiter sollte der jeweilige Hersteller in dem Moment auch bereits sein, mal ein Stück weit zurückzustecken und von tradiert hoher Preisgestaltung zur Abwechslung mal abzusehen.

Vor dem Hintergrund dieser Denke habe ich da ein recht junges Chassis aufgetan, welches als Basis für die Realisierung so manches Mini-ITX-Traumes dienen kann. Im besten Falle knapp 35 Euro im Einkauf, mit Staubfiltern, kompakt und vorwiegend für SFX-Netzteile designt: Das Sharkoon QB One! Das kleine billige Ding hat keinen von außen per Aussparung zugänglichen 5,25″ Schacht (wie etwa das weitestgehend baugleiche Schwestermodell Shark Zone C10 mit großem Laufwerksschacht, denn ich nix mögen mechanische Monster wie DVD- und Blu-Irgendwas-Laufwerke. 

Das OB One ist nahezu komplett zerlegbar, sogar werkzeuglos, UND es ist wahnsinnig billig. Das gibt es reichlich Mini-ITX Gehäuse am Mark ohne Staubfilter, dafür aber mit Mondpreisen. Also, ich finde dieses kleine (nicht zu kleine) Chassis so vielversprechend, das hat soviel Potential und weckt enorme Bastelfreude. Drum kommt dieser Artikel mit jeder Menge detailierter Bilder von diesem sehr vielversprechendem Chassis, welches sehr Vieles sehr richtig zu machen verspricht.

Die Staubfilter sind nicht aufwendig gestaltet, aber dürften effektiv genug den Staub fernhalten. Zudem lassen sich alle Gehäusekomponenten sehr leicht entfernen, um sie mal später unter fließend Wasser zu halten und dann trocknen zu lassen.

Die beiliegenden selbstklebenden Standfüße können nach Wahl angebracht werden, so dass das Bedienpanel wahlweise seitlich liegt oder nach oben zeigt. Der hintere Kaltgerätekabelanschluss wird innen fortgesetzt mit internem Stecker fürs SFX-Netzteil.

Leider, leider ist das Frontpanel mit den üblichen bruchfreudigen Kunststoffpins am Metallchassis befestigt. Ärgerlich, aber so ist das Leben.

Gespannt drauf bin ich allemal, wie sich das QB One bewährt! Solltet Ihr da draußen bereits etwas mit diesem Chassis auf die Beine gestellt haben, dann schickt mal Fotos, damit ich das unten auf dieser Seite anhängen kann!

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