Das Mini-ITX-Gehäuse Xilence Torino, welches mich jüngst eher enttäuscht hatte, wurde jetzt einer neuen Verwendung zugeführt. Wie der Zufall es wollte, wurde ein IPFire-Rechner für den headless Dauerbetrieb gebraucht und das alleinstehend, also kein 19-Zoll. Bezüglich des Dauereinsatzes und der Sorge um die Stromrechnung sollte es kein ‘ausgewachsenes’ SFX-Netzteil für das Torino Gehäuse werden. Stattdessen ist die Wahl schnell auf einen der aktuell vieldiskutierten picoPSU Adapter gefallen. Das von mir häufig lobgehudelte Intel D2500CCE mit seinen zwei aufgelöteten Intel NICs sollte als Mainboard her. Da drei Zonen gewünscht waren (rot, grün, blau), brauchte es noch eine weitere Gigabit-Buchse.
Xilence Torino für’s D2500CCE mit IPFire nicht optimal
Das Mini-ITX-Board von Intel wird horizontal am Gehäuseboden des Torino auf den Abstandhaltern verschraubt. Sogleich wird der Grund für die Kapitelüberschrift offenbar: Jede Menge Luft. Für einen kleinen Anwender- oder Gamer-PC mit einem höheren Prozessorkühler und einer ausgewachsenen Grafikkarte mag dieses Gehäuse noch passend erscheinen, für eine genügsame IPFire Zusammenstellung jedoch bleibt einfach zuviel ungenutzter Raum. Und weil der passive Kühlkörper auf dem Intel Board kein besonders hohes Exemplar ist, bläst der frontseitige Gehäuselüfter des Torino in dieser Konfiguration aus unserer Sicht zuviel Kühlluft unnütz über das Board hinweg.
Den zusätzlichen Laufwerksträger habe ich nach Lösen der entsprechenden Schraube aus dem Innenraum entfernt. Ein IPFire braucht keine große stromfressende 3,5″-Festplatte. Im Grunde genommen würde es schon ein USB-Stick tun, aber hier wurde es eine Kingston SSDNow V300 SSD mit 60GB. Klar überdimensioniert, denn IPFire läuft wunderbar mit 2 GB RAM und etwa 1-2 GB Massenspeicher. Die SSD wurde vor jedoch vor dem Hintergrund gewählt, dass dieses Setup möglicherweise in Zukunft mit Bezug auf das Motherboard aufgerüstet werden könnte, auf welchem dann Firewall und Webserver virtualisiert nebeneinander ihren Dienst tun würden. Da das vorliegende Gehäuse mit zwei von vorn zugänglichen 2,5″-Hot-Swap-Laden aufwartet, wurde die besagte Kingston SSD auch dort untergebracht.
Das Abenteuer mit der dritten Ethernetbuchse
Den Umstand, dass das sonst wunderschöne Intel D2500CCE nur einen PCI-Slot vorhält, ist von mir gern bejammert. Ein ausgewachsener PCI Express Steckplatz existiert nicht. Lediglich eine Mini-PCIe-Buchse ist onboard, welche aber schon in der Vergangenheit stets als Gute-Laune-Killer allgemein in Erscheinung trat.
Dennoch: Da PCI vermieden werden soll, habe ich nach einem Gigabit-Ethernet-Adapter für Mini-PCIe gesucht. Schnell stieß ich auf den DeLock MiniPCIe Netzwerkadapter 95239, welcher trotz diverser Bauchschmerzen die Lösung hätte sein können. Wieso Bauchschmerzen? Nun, einerseits fußt das Ding auf einen Realtek Baustein und ich versuche aufgrund leidvoller Erfahrungen mit Realtek Chips ebendiese zu vermeiden. Andererseits fragte ich mich, wie das denn mit der Schirmung der Kabel zwischen Mini-PCIe Platine und dem Slotblech mitsamt der RJ45-Buchse aussehen würde. Aber ich mache es kurz: Es wurde sowieso nix. Dieser DeLock Adapter scheint mit dem D2500CE komplett inkompatibel zu sein. Weit unterhalb der Treiberebene kann das Mainboard die Komponente nicht erkennen. Ab in die Tonne mit dem Kleinzeugs!
Also tat ich das, was ich nimmermehr zu tun geglaubt hätten: Einsatz einer PCI-Karte. 🙂 Wohlgemerkt im Jahre 2014! 🙂 Es wurde für die rote Zone wieder ein Realtek-Ding in Form der D-Link DGE-528T PCI Netzwerkkarte. Doch ward es damit am Ende richtig gut! Es sollte sich nämlich zeigen, dass dieser D-Link Adapter für den Zweck (rot/DSL) ausreichend performant ist und fehlerfrei im Dauerbetrieb zu arbeiten imstande ist. Zudem zeigte der Strombrauchsmesser keinen Watt Mehrverbrauch durch die ‘vintage hardware’ an.
12 Volt Gleichstrom
Die auf dem D2500CCE verbaute Intel Atom CPU wurde 2011 mit einer TDP von 10 Watt auf den Markt gebracht. Etwas Mainboard drumherum, eine PCI-Karte und eine SSD obendrauf, verlangt es nun wahrlich nicht nach einem 500 Watt (SFX-) Netzteil. Also ließ ich mal das ATX bzw. SFX Netzteil weg und der Griff ging zu einer picoPSU in Gestalt der PicoPSU-150-XT. Dieser kleine Wandler, gebaut von der Ituner Networks Corp. im Silicon Valley, nimmt die 12 Volt eines externen AC/DC-Transformators, hier das Ladenetzteil eines verblichenen Notebooks (alternativ z.B. ein LEICKE Netzteil 120 Watt 12V), und stellt diese und kleinere Spannungen dem PC-System zur Verfügung. Auf dem Produkt, wie auch auf der Ituner Networks Website, ist ständig von Patenten die Rede. Das ist ja so typisch amerikanisch …
In Ermangelung eines montierten SFX-Netzteils hätte das Torino Gehäuse hinten ein großes Loch. Um dieses zu schließen und um der 12-Volt-Buchse der picoPSU eine passend dimensionierte Bohrung zur Verfügung zu stellen, wurde eine Alu-Blende mit passender Bohrung hergenommen. Kann selbst gemacht werden, kann günstig im Netz erstanden werden.
Klappt alles, dann hat man eine effiziente Stromversorgung fürs System bewerkstelligt und das konkrete Setup läuft mit etwa 16-18 Watt. Klickgeräusche der picoPSU beim zeitweilig ausgeschalteten System sind unschön und nicht vertrauensbildend. Die entsprechenden Diskussionsfäden auf überwiegend amerikanischen Bulletin Boards sind ellenlang und zeugen vom neuen Metier. Auch die Sache mit der Erdung sorgt für Diskussionen. Von Gleichstrom-braucht-keine-Erdung bis zum Potentialausgleich-auch-hier-unverzichtbar (19″) ist alles drin.
Das diesem Artikel zugrundeliegende IPFire System verbraucht nun mit der genannten picoPSU tatsächlich etwa 19 Watt, doch traue ich der Materie ‘picoPSU’ nicht die Bohne. Darum empfehle ich sehr, auf die Temperaturentwicklung des externen 12-Volt-Adapters zu achten, wie auch die picoPSU selbst regelmäßig unter gutem Licht in Augenschein zu nehmen. Und in diesem Zusammenhang nochmal meine ganz grundsätzliche Überzeugung: Im 24/7-Dauerbetrieb laufende Hardware sollte derart positioniert werden, dass bei einem Brand durch Fehlfunktion nichts weiter entflammen kann. Auch Rauchmelder sollten selbstverständlich sein.
Das D2500CCE empfehle ich vielleicht zum letzten Male
Das oben genannte System darf ruhig nachgebaut werden. 2 Gigabyte kompatiblen Speicher drauf und man hat für DSL/VDSL eine wunderbare Firewall Appliance etabliert. Nur vom Torino Gehäuse will ich eher abraten (die blauen Kabel der Front-USB-Buchsen, welche durch das Gehäuse zu den rückwertigen Mainboardanschlüssen geschleppt werden, wären aus meiner Sicht für sich genommen schon ein Grund absolut dagegen). Nehmt ruhig ein kleiner dimensioniertes Mini-ITX Gehäuse, an welchem sich idealerweise die picoPSU Buchse verschrauben lässt.
So sehr man das Intel D2500CCE noch mit guten Gewissen zum Bau einer IPFire Firewall empfehlen darf, so sicher kommt diese Hardware allmählich in die Jahre. Ähnlich günstige, zeitgemäße Äquivalente, welche auch headless laufen wollen, sollten bald mal verfügbar sein. Und wenn’s Geld nicht knapp ist, dann muss sowieso beherzt zum Supermicro A1SRi-2558F gegriffen werden.