XMPP und OTR als Alternative zu vollständig überwachten Diensten wie Skype, WhatsApp und Facebook

Überraschung: Skype (Microsoft) liest in Chats mit und prüft jede URL, welche die Chatpartner untereinander austauschen. Das mit der Überraschung war natürlich rein rhetorischer Natur. Schon früher bereitete mir Skype Unbehagen. Das nette Äußere des Clients konnte das Entsetzen über das aggressive Durchtunneln bestehender Firewalls durch die Skype-Software kaum lindern. Einstellungen dagegen waren nicht möglich und in Ermangelung des Quelltextes ließ sich nichts prüfen oder modifizieren. Im Jahr 2010 hat Skype Netzwerkknoten namens ‘Supernodes’ geschaffen. Mit dieser Neuerung wurde eine technische Grundlage geschaffen, wie sie sich auch effizient zum Abhören bzw. zum automatisierten Scannen aller Nutzerkommunikation dieses Dienstes anwenden lässt.

2011 wurde Skype dann von Microsoft gekauft. Ebenfalls in 2011 bekam Microsoft ein Patent (einzusehen in Google Patente) zugesprochen, wo es um das effiziente Abhören (‘silently’) und Aufnehmen von Internetkommunikation geht. Das Patent beschreibt auch das Verändern und Löschen der Kommunikationsdaten und sogar das Wegnehmen und Hinzufügen von Daten innerhalb der Kommunikation.

Welche Wege gegangen werden, um einen Markt abzudecken, lässt sich im Fall von Microsofts Skype in Fernost betrachten. Den staatlichen Überwachungsanspruchen dort wird man mit einem eigens modifizierten Skype-Clients gerecht, gewissermaßen mit eingebauter Überwachungintelligenz. Erwarte ich von einem US-amerikanischen Unternehmen mit derlei Auffälligkeiten und in Zeiten des Patriot Act eine ungestörte und nicht-überwachte Kommunikationsplattform? Wohl kaum!

Aber zum Trost Microsofts ist diese zu Recht äußerst misstrauische Haltung selbstverständlich gegenüber allen amerikanischen Kommunikationsplattformen angebracht. Der Patriot Act hat es wirklich in sich! Übrigens geht’s diesbezüglich auch in Deutschland aktuell bergab. Der Bundesrat hat vor knapp zwei Wochen das ‘Gesetz zur Änderung des Telekommunikationsgesetzes und zur Neuregelung der Bestandsdatenauskunft‘ durchgewunken. Dieses Gesetz sieht sogar den staatlichen Zugriff auf unsere Pins und Passwörter vor. Ein Albtraum.

Zurück zur Sache: Es gibt keine ernsthaft private Kommunikation über Skype, WhatsApp, Facebook und Co. Diese weitestgehend kostenlosen Anbieter haben alle ein identisches Produkt und das ist mitnichten der jeweilige Onlinedienst, sondern der Nutzer und dessen Daten. Die entsprechende Infrastruktur wurde vielleicht fürs Businessmodell errichtet, gleichwohl lässt sie sich für die staatliche (automatisierte) Überwachung nutzen. Wir gehen hier immer vom Schlimmsten aus.

Doch niemand muss diesen kostenlosen M… nutzen. Es gibt Open Source Lösungen, welche man selber auf seinen Server aufbringen kann oder wie sie schon von anderen vertrauenswürdigen Instanzen für die Allgemeinheit betrieben werden.

Für Kurznachrichten greift man zu Jabber und OTR. Ist man kein Freizeitadmin, so nutzt man z.B. den XMPP-Server des Chaos Computer Club. Auf den Desktop kommt das grüne Tierchen Adium, auf’s iPhone IM+ Pro mit OTR als In-App-Kauf und die Android-Nutzer (welche in diesem Fall den eindeutig besseren Client bekommen) installieren den kostenlosen Gibberbot. Wenn hiernach beide ‘Gesprächs’-Partner per OTR kommunizieren, dann hat man einen wirklich privaten Austausch. Ist natürlich ein wenig umständlicher einzurichten. Nicht zu vergleichen beispielsweise mit dem unglaublich populären WhatsApp, welches mal eben das komplette Adressbuch auf den Anbieterserver überträgt und so besonders leichte Kontaktaufnahme möglich macht …

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