Der PCIe 2.0 RAID-Adapter IBM ServeRAID M1015 ist einer dieser Hardware-Geheimtipps. Gilt es, einen Home- bzw. SOHO-Server einzurichten, dann kommt man heutzutage schnell auf große HDD-Volumina im zweistelligen Terabyte-Bereich. Zumal für wenig Geld! All denjenigen, welche das Echauffieren zelebrieren und über Preise vor und nach der Flut in einer nicht näher benannten HDD-Fertigungsstätte zetern, werde Milde zuteil.
Diese Zauderer haben nicht miterlebt, wie man für ein 256MB HDD noch 500 D-Mark hinblätterte oder später für eine ‘unfassbar riesige’ 1 GB Festplatte im 5,25″ Format mit voller Bauhöhe noch knappe 1500 D-Mark. Jetzt gibt’s 3 TB Festplatten für knapp über 100 EUR. Das ist der 3000-fache Speicher für einen Bruchteil des ursprünglichen Geldes. Eigentlich beeindruckend, oder?
Zurück zum Thema: Im Server wollen möglichst viele Festplatten effizient ansprechbar sein. Im Revier kleiner Homeserver-Betreiber sind große Datenvolumen mit SAS-Platten nicht zu machen. Das wäre viel zu teuer. Man nimmt also große SATA-Platten, möglichst mit niedriger Internet-Unmutsquote, 24-Stunden-Freigabe und Herstellergarantie. Diese packt man in den Server und sorgt für Kühlung. Grundsätzlich können diese am Motherboard betrieben werden. ZFS bzw. Linux Software RAID handeln das ganz gut, doch bieten die meisten Motherboards nur knapp ein halbes Dutzend SATA-Ports. Will man sich also ein System mit mehreren Systemplatten und zusätzlich einem Datengrab von 8, 16 oder weiß-der-Kuckuck-wievielen HDDs aufbauen, dann muss ein RAID Controller her. Diese Erweiterungskarte, manchmal sind’s auch mehrere in einem System, stellt viele SAS/SATA Ports zur Verfügung und darüber hinaus entlastet der Controller die CPU (wenngleich das bei aktuellen Ivy Bridge XEONs auch nicht mehr so ins Gewicht fällt).
Jedes serverbegeisterte Herz mag von der IBM ServeRAID M1015 ganz angetan sein. Dieser PCIe 2.0 x8 SAS2/SATA3 6Gbps RAID-Adapter findet sich Multi-Millionenfach in den Servern dieser Welt. Das Kärtchen hat eine riesige Fangemeinde. Der Umstand, dass es sich hier tatsächlich um die LSI MegaRAID SAS 9211-8i handelt, die lediglich das IBM-Label erhalten hat, trägt ganz wesentlich zu der Popularität bei. Die IBM M1015 trägt sogar LSI-Aufdrucke, ist LSI und kostet doch etwa 100 EUR weniger als das ‘Original’ des Herstellers. LSI ist übrigens eine kalifornische High-Tech-Firma mit Gründung im Jahre 1981 und die machen ganz superbe Hardware.
Direkt aus der Verpackung genommen kann die IBM M1015 bereits RAID 0,1 und 10. Vielen Homeserver-Enthusiasten dürfte bereits diese Funktionalität reichen. IBM bietet übrigens ein kleines Modülchen namens ServeRAID M1000 Advanced Feature Key’ für nochmals über 100 EUR an, welches die M1015 um RAID Level 5 und SED Kram erweitert. Doch in diesem Artikel soll es darum gehen, wie man ohne weiteren monetären Einsatz seine M1015 mit der LSI-Firmware versieht und somit mehr rausholt aus dem Ding. Insbesondere die LSI9211-IT Firmware bringt genau das, was ausgemachte ZFS-Freunde haben wollen. Der Controller wird transparent, reicht die Festplatten durch (pass through), schubst geschwind die Daten und lässt ZFS das Kind schaukeln. Übrigens ist daheim im Homeserver sicherlich das häufigste Szenario, dass die M1015 maximal 8 Laufwerke adaptiert. Hierzu nimmt man zwei SFF 8087 Kabel her. Vielerorts sind die DeLock mini SAS 36pin zu 4X SATA Kabel als angenehm unproblematisch in Erscheinung getreten.
Je nachdem, wo man die M1015 erwirbt, ist ein Bracket bzw. Slotblech dabei. Oder eben auch nicht. Mit 19″-Gehäusen wie dem Chenbro RM42200 ist das für gewöhnlich kein Problem, lassen sich die Erweiterungskarten doch mittels der variablen ‘Kartenspanner’ arretieren. Nur ist die IBM ServeRAID M1015 hierfür leider nicht hoch genug. Also achtet beim Kauf drauf, dass Ihr ein Exemplar mit Slotblech erwischt. Ist das Kind in den Brunnen gefallen, könnt ihr das Bracket auf eBay aus den Vereinigten Staaten für ca. 10 Dollar zuzüglich ca. 6 Dollar Versandkosten erwerben. Stichwörter ‘Bracket’ und ‘M1015′. Schaut aber vorher noch in der Schublade mit alten Erweiterungskarten. Vielleicht ist da ein passendes Slotblech dabei.
Die Firmware(s) und die Tools kommen von LSI selbst. Das Flashen selbst geht eigentlich schnell vonstatten, aber leider nur dann, wenn man auch das passende Motherboard hat. So gut die IBM M1015 auch mit allen möglichen Motherboards arbeitet, flashen lässt sie sich nur von ganz wenigen. Viele tapfere Recken da draußen mussten die weithin gefürchtete Fehlermeldung ERROR: Failed to initialize PAL während des Flash-Vorgangs ängstlich zur Kenntnis nehmen. Nicht von der Hand zu weisen ist eine gewisse Furcht, sich den schönen Controller kaputt zu flashen. Doch hier möchte ich anmerken, dass ich bislang von keinem einzigen Fall gehört oder gelesen haben, in welchem die Karte tatsächlich ‘bricked‘ war. Auch bei meinem mehrmaligen Scheitern, zum-flashen-inkompatibler Motherboards sei ‘dank’, ließ sich die originale IBM-Firmware leicht zurückspielen. Generell gilt hier ganz klar: Das Risiko defekter Hardware trägt jeder selbst und sowohl dieser Artikel, als auch die gleich verlinkten Anleitungen von ServeTheHome dienen lediglich der Information.
Da ich das Gute nicht neu erdenken muss, verweise ich an dieser Stelle auf den ServeTheHome Artikel. Dort wird die ganze Sache nicht nur nochmals schmackhaft gemacht, sondern es kann aus dem verbundenen STH-Forums-Thread das Archiv mit allen zum Flashen benötigten Dateien geladen werden (Anmeldung im Forum ist erforderlich, damit der Download klappt). Dieses Archiv wird dann auf einem mit FreeDOS präparierten USB-Stick entpackt. Der mit der M1015 versehene Rechner wird von diesem Stick gebootet. Im Anschluss kann die gewünschte Variante mittels der passenden STH-Anleitung auf das M1015 geflasht werden.
Hier meine kurze Variante, basierend auf der ServeTheHome Anleitung, mit Ergänzungen von mir:
Kleinen USB-Stick (1,2 oder 4 GB) mit FreeDOS bootfähig machen
(von jedem OS aus möglich, hinreichend im Netz beschrieben)
Das Archiv aus dem ersten Beitrag im STH-Forum laden und auf den Stick extrahieren
BIOS Boot-Reihenfolge ändern, damit vom USB-Stick gebootet wird.
Am DOS-Prompt angekommen, gibt man für den in diesem Artikel forcierten LSI9211-IT-Modus folgende Kommandos ein: (vor dem Flashen der Bin-Dateien mit dir *.bin bitte selber nachsehen, welche aktuellen Firmware-Versionen im Archiv waren. Dann gegebenenfalls die Dateinamen in den Kommandos anpassen)
megarec -writesbr 0 sbrempty.bin
megarec -cleanflash 0
Reboot durchführen, wieder vom Stick booten.
sas2flsh -o -f 2118it.bin -b mptsas2.rom
sas2flsh -o -sasadd 500605bxxxxxxxxx
(x=Zahlen und Ziffern vom SAS Address Aufkleber, zu finden auf der Rückseite vom M1015)
Ich habe es bei meinem erfolgreichen Durchgang in Großbuchstaben eingegeben.
Neu booten. Das war’s.
Wenn es bei Euch die Fehlermeldung ERROR: Failed to initialize PAL gibt, dann hilft das Durchprobieren verschiedener Motherboards. Nicht geklappt hat das Flashen in meinen Versuchen beim Supermicro X9SCI-LN4F und beim Gigabyte GA-Z77-DS3H. Funktionieren tat es beim Asrock 890GX Extreme4. Versuchen lässt sich das allgemein unter FreeBSD als auch in der UEFI-Shell.
Sollte nach dem megarec -cleanflash 0 die besagte Fehlermeldung auftreten, so muß nach einem Reboot folgende Kommandofolge eingeben werden, um die Karte wieder in den ursprünglichen M1015-Zustand zu flashen:
megarec -cleanflash 0
megarec -writesbr 0 sbrm1015.bin
Reboot durchführen, wieder vom Stick booten.
megarec -m0flash 0 0061_lsi.rom
Neu booten. Karte ist wieder im M1015-Grundzustand. Karte auf anderes Motherboard stecken und das ganze Spiel von vorn.
Wenn’s klappt, dann klappt’s. Es lohnt sich allemal!
Update 1 vom 2013-03-26: Slotblech für die IBM M1015 aus den USA
Update 2 vom 2013-03-28: Es gibt einen ergänzenden Nachtrag von mir zum Cossflashing.