Supermicro X9SCI-LN4F – Nicht irgendein Motherboard für den Homeserver

Ein Homeserver, wie er alle im Haus anfallenden digitalen Dinge erledigen soll, kann in vielerlei Gestalt anzutreffen sein. In jedem Fall aber ist er ein abgesetzter Rechner, soll heißen, es wird nicht direkt an ihm gearbeitet. Administrative Aufgaben werden aus der Ferne auf der Kommandozeile erledigt und die Daten drauf sollen hinreichend sicher sein. Dieses wird nicht zuletzt durch eine Unterbrechungsfreie Stromversorgung sichergestellt.

Variante 1 kennt unterhalb von Standardhardware seit gut anderhalb Jahren den kleinen Raspberry Pi. Dieses Platinchen hat mit etwas Gleichstrom durchaus alles, was man für einfache Serveraufgaben benötigt. Und das für ungefähr 40 EUR.

Variante 2 eines Homeserver (so meine Denke) ist Standardhardware, rund um ein Mainboard mit integrierter CPU wie AMDs E-350. Zu bekommen für knapp 55 EUR. Billige Komponenten dran und fertig. Solch ein Persönlicher Server tut viele Dinge sehr gut und doch sind hier Kompromisse zu machen. Es gibt vor allem keinen Hauptspeicher mit Fehlerkorrektur und neben dem Fehlen einiger Kleinigkeiten mangelt es vor allem am Dampf unter der Haube, wenn die vom Server zu verrichtenden Arbeiten doch anspruchsvoller werden sollen. Virtualisierung, Vollverschlüsselung und softwareseitiges RAID bzw. ZFS fordern ihren Tribut.

Variante 3 wäre natürlich noch Hewlett Packards MicroServer N40L für knapp 200 EUR, welcher klein, funktional und nicht stromhungrig ist. Außerdem ist dieser nur noch mit Festplatten zu bestückende Server einigermaßen erweiterbar und eben mit ECC-RAM ausgerüstet. Obgleich dieser kleinformatige Fertigserver für so einige Leute aus meinem Bekanntenkreis die Lösung schlechthin darstellte, so fehlt ihm doch mit seinem 2-Kerner und den 1,5 GHz der vorgenannte Dampf fürs Grobe.

Was es unter keinen Umstanden sein soll, ist ein Standard Mainboard-Chipsatz wie Intels Z77 mit einem Core i5 oder i7 Prozessor. Rechenleistung wäre sicherlich vorhanden, aber hier ist kein Betrieb mit dem zwingend erorderlichen ECC-Speicher möglich. Dieser wäre jedoch für den Einsatz von ZFS unabdingbar und für den ernsthaften Serverbetrieb mit der Komplexität aktueller Servervirtualisierung zumindest wünschenswert.Außerdem braucht es das ganze Hickhack rund um den Einsatz von einer oder zwei (Gamer-) Grafikkarten nicht, denn wir reden von einem Server und nicht von einer Gamerkiste oder einer Workstation.

Variante 4, und somit die Königsklasse für den Homeserver, beginnt (aus meiner Sicht) mit einem Motherboard von Supermicro, Tyan oder Intel. Wohlgemerkt mit einem CPU-Sockel. Dual oder Quad-Sockel Boards sind für private Zwecke definitv aus der Mode, da (a) Strom mittlerweile Geld kostet und (b) aktuelle XEONs auch solo mit genügend Leistung aufwarten. Die CPU ist somit zwingend ein Intel Xeon in der aktuellen Ivy Bridge Variante. Der Arbeitsspeicher ist selbstredend ECC-RAM. Der RAID-Controller ist ein IBM SAS/SATA Controller M1015, welcher mit der LSI-Firmware geflasht wird. Die Festplatten dürfen der Kosten wegen SATA-Varianten sein, aber dann bitte mit 24/7-Freigabe. Alles im 19″-Rack von Chenbro, verstaut mitsamt USV und Switch im Serverschrank. Yeah!

Damit komme ich zur Essenz dieses kleinen Artikels. Meine Empfehlung für ein, nein, dem Motherboard für die Variante 4. Es ist eindeutig das Supermicro X9SCI-LN4F, welches ich deutlich allen anderen Boards für wirklich potente Homeserver den Vorzug geben würde. Dieses auf dem Feld bewährte C204-Board unterstützt ab Bios v2 Ivy Bridge XEONs und ebenso 1600 MHz UDIMMS. Über einen dedizierten Ethernet-Port kann man mittels IPMI von einem anderen Rechner aus das Supermicro-Board komplett fernwarten, also ins BIOS und auch das Betriebssystem aufspielen. Vollständig Headless, also ohne jemals einen Monitor und eine Tastatur anschließen zu müssen. Hier Supermicros Datenblatt zum X9SCI-LN4F.

Die amerikanische Firma Supermicro ist spezialisiert auf Serverhardware und somit bekommt man auch mit dem X9SCI-LN4F eine wirklich nette Dreingabe: 4 Intel Gigabit-Ethernet-Ports auf dem Motherboard und das bedeutet für den häuslichen Superadministrator richtig Freude!

Gepaart mit des Kenners liebster Wahl, dem Intel XEON E3-1240V2 ist dann soviel Leistung vorhanden, dass man für sich wirklich alle aktuellen Geschichten von der Virtualisierung bis hin zu ZFS performant ergründen kann und diese auf die eigenen Bedürfnisse einzurichten vermag. Die E3-1240V2 CPU hat übrigens keinen Grafikkern, da auf auf diesen bewusst verzichtet werden sollte. Spart Energie, schließlich wird der Server headless betrieben und das Supermicro Board hat fürs Nötigste bereits eine integrierte Matrox G200 Grafikeinheit.

Übrigens bezieht sich Supermicros Kompatibilitätsliste für ECC-RAM eher auf den amerikanischen Markt und weniger auf Module, die man bei uns gut lieferbar hat. Deswegen darf ich dir versichern, dass das 16GB-Set (2 * 8GB)  Kingston KVR1333D3E9SK2/16G exzellent auf diesem Motherboard funktioniert.

Obgleich mittlerweile alle ausgelieferten X9SCI-LN4F mit der Bios Version 2 oder höher ausgeliefert werden sollten, kann es unter Umständen nötig sein, dass Ihr ein Exemplar, welches beim Distributor länger lagerte oder was vielleicht vom Gebrauchtmarkt kommt, auf v2 flashen müsst. Das ist kein Problem, nur hat man in dem Fall das Henne-Ei Problem. Das würde nämlich bedeuten, dass das Board unterhalb von Bios v2 keinen Ivy Bridge kennt und u.U. auch nicht mit 1600 MHz RAM zusammenarbeiten möchte.

Hier wäre es nötig, kurz einen älteren XEON oder eine 40-EUR-CPU wie den Intel Celeron G540 und kompatiblen Speicher einzusetzen, um das BIOS überhaupt updaten zu können. Aber wie gesagt, die paar Exemplare, die in unserem Dunstkreis seit November gekauft wurden, hatten allesamt bereits das BIOS v2 und es konnte sofort die Ivy Bridge CPU gesteckt werden.

Solltet Ihr Euch also dazu entscheiden, für Euer Zuhause einen starken Server zu bauen und wenn’s Budget nicht zu knapp ist, dann habt Ihr mit dem Supermicro ein sehr taugliches Motherboard.

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