Es gab einmal Zeiten, da waren passiv gekühlte Prozessoren nicht die Ausnahme, sondern der Normalfall. So ein AMD 386DX-40 kam zumeist ganz ohne Kühlkörper daher, hatte 1992 jede Menge Leistung und wenn da was röhrte, dann war es der Netzteilventilator oder die 5,25″ Festplatte. Wenigstens brauchte der Mathematische Coprocessor keine zusätzliche Kühlung.
Diese Assoziation weckt zumindest ein klein wenig das Motherboard Asus E35M1-I in mir. Der hier unter dem blauen Passivkühler versteckte AMD E-350 Prozessor mit integrierter Grafikeinheit kommt mit deutlich über einer Milliarde Transistoren daher, ganz im Gegensatz zu seinem fimeninternen Ahnen mit lediglich 275.000 Transistoren. Nostalgische Schwärmereien werden von derlei Detailerwägungen jedoch nicht kompromittiert. Das besagte Asus E35M1-I ist in meinen Augen insofern ein ganz besonderes Mainboard, als dass der hier gegebene Mix aus der verbauten AMD E-350 CPU mitsamt der integrierten Radeon HD6310 Grafikeinheit in Sachen Stromverbrauch hochinteressant zu werden verspricht. 18 Watt für das Mini-ITX Board sind eine schließlich eine Ansage. Begnügt man sich dann mit einer SSD und optimiert mithilfe einer Pico-PSU, dann lässt sich sehr wohl ein ausreichend performantes System mit einem Verbrauch von 40-45 Watt realisieren. So habe ich einmal eine entsprechende Konfiguration gestaltet und LInux Mint drauf installiert. Der Verbrauch lag bei 30-35 Watt und Mint ist als Produktivsystem auf diesem Board, nicht zuletzt der Verwendung einer SSD wegen, geradezu überraschend performant.
Das Besondere an diesem speziellen Board von Ausus ist das I am Ende der Modellbezeichnung. Dieses I garantiert die sechs internen 6 x SATA 6Gb/s Ports in Kombination mit dem Mini-ITX Formfaktor. Zusammen mit dem geringen Stromverbrauch hat man damit eine ideale Basis, um einen 24/7-Heimserver aufzubauen. Gedacht ist kein Xeon-System mit 32 GB ECC-RAM und Virtualisierung und ZFS, sondern ein ehrlicher und immer-präsenter Hausserver, welcher aktuellen Stromrechnungen einen gewissen Respekt zollt.
Folgende Bauteile finden im gezeigten Setup ihr Glück:
- Mainboard Asus E35M1-I (das I ist wichtig, sonst gibt es keine 6 SATA-Ports
- RAM Kingston HyperX PC3-12800 8GB DDR3 Kit
- PCI-Express Gigabit-Ethernetkarte Intel EXPI9301CTBLK PRO1000
- Gehäuse Cooler Master Elite 342
- Netzteil Silverstone ST40F-ES
- 2,5\“ SSD fürs System: ADATA S510 120GB
- 3,5\“ Festplatte für Nutzdaten: Seagate Barracuda ST2000DM001 (2 TB, SATA 6Gb/s
- DVD-Brenner: Asus DRW-24B3ST
Die in diesem Blogpost gegebene Konfiguration soll des Weiteren lediglich beispielhaften Charakter haben, insbesondere das Gehäuse und das Netzteil fallen den persönlichen Vorlieben anheim. Natürlich kann man ein besonders kleines Mini-ITX Gehäuse hernehmen mit besagtem vorgenanntem externen Pico-Netzteil oder aber auch ein 19″-Gehäuse fürs Rack. Hier ist es ein ungenutzter Cooler Master Elite 342 Midi-Tower mitsamt einem ebenfalls vorhandenen Silverstone ST40F-ES Netzteil geworden.
Das Cooler Master Elite 342 ist mitnichten ein perfektes Gehäuse. Innen drin hat man schon mal bessere Details und feinere Lackierungen gesehen, Staubfilter fehlen ebenso. Allerdings ist es mit ca. 27 EUR billig und das kleine Schwarze sieht von außen ganz passabel aus. Bei sechs SATA-Laufwerken sind aufgrund der lediglich 4 vorhandenen 3,5″ Plätze zwei 5,25″ auf 3,5″ Adapter nötig.
Das Silverstone Netzteil bräuchte für die volle Bestückung aller 6 SATA-Ports unseres Mainboards mindestens zwei Stromadapter von 4-Pin auf SATA, was aber angesichts zusätzlicher Kosten von 1 bis 3 EUR kein Problem darstellt. Der Seagate Barracuda darf ohne Sorge gegenwärtig gegenüber allen anderen SATA-Festplatten der Vorzug gegeben werden, glänzt diese in meinem Umfeld doch ausschließlich als leise und zuverlässige Platte im 24/7-Betrieb. Wenn das Portemonnaie nicht drückt, dann lassen sich natürlich auch zwei bzw. vier Barracudas für die Nutzdaten per Software RAID im RAID 1 Modus betreiben. Wenn es nur große Files sind, dann taugt im Fall von vier Barracudas natürlich auch RAID 5. Ebenso kann das System statt auf einer SSD, im RAID 1 auf zwei SSDs gefahren werden.
Selbst wenn man für seinen Homeserver nur einen Ethernet-Port benötigt, empfiehlt sich die Nutzung des Intel-Adapters aus der hier gezeigten Konfiguration. Das erspart einem viele denkbare potentielle Probleme und Inkompatibilitäten gleich im Vorfeld. Die ADATA S510 SSD läuft mit installiertem Ubuntu 12.04 LTS aka „Precise Pangolin“ auf dem Asus-Board ohne weiteres Zutun mit aktivierter TRIM-Funktionalität. Es ist schlicht eine funktionierende und zielgerichtet performante Zusammenstellung mit einem Strombedarf zwischen gemessenen 25-65 Watt.
Getestet habe ich die Konfiguration vorab übrigens auch mit Linux Mint 13 „Maya“. Die Hardware wurde auch mit damit perfekt unterstützt und alles entsprach dem Ideal eines sorgenfreien Linux-Desktops. Zudem fühlte sich der typische Office Workflow und das Dasein im Internet angenehm perfomant an. Selbiges kann ich nunmehr für die eigentlich beabsichtigte Funktion als Heimserver mit Ubuntu 12.04 LTS sagen. Das System macht Spaß und ist eine ideale Plattform zum Linux-Experimentieren. So soll’s sein!