Vor einer Weile habe ich hier beschrieben, wie sich ein iMac 24“ (early 2009) der Vorzüge eines externen solid-state drive bedienen kann, ohne dass man hierfür gleich den schnieken iMac zerlegen muss. Wir nahmen ein externes Gehäuse mit Firewire-800 Schnittstelle und ließen den iMac so auf seine Systemfestplatte, oh Verzeihung, auf seine System-SSD im externen Gehäuse zugreifen.
Warum es sich lohnt, den Umbau zu wagen
Die Sache mit dem externen Gehäuse brachte dem iMac eine gewisse Leichtigkeit zurück, die Performance stieg merklich und doch blieb im Hinterkopf die Gewissheit präsent, dass die SSD so nicht nativ über SATA angebunden ist und somit doch viel Leistung verschenkt wird. Ein weiterer negativer Punkt ist ebenso, dass sich in der externen Variante kein TRIM-Betrieb der SSD bewerkstelligen lässt, was auf Dauer den Leistungszugewinn wieder schmälern dürfte, oder sogar die Lebenserwartung der Speicherelemente der SSD verkürzt.
Vorsicht mit der Elektrizität! Alles auf eigene Gefahr!
Das in diesem Artikel dargestellte Arbeiten am elektrischen Equipment ist potentiell gefährlich. Selbstverständlich sollte sein, dass vor dem Umbau das Netzkabel vom iMac gelöst werden sollte. Doch selbst hiernach besteht die Gefahr eines Stromschlags, wenn nach Abnehmen des Displays diverse Teile des offenen Netzteils berührt werden sollten. Hier sollte nichts unnötig berührt werden. Die Gefahr wird in diesem speziellen Punkt übrigens gesenkt, wenn zwischen Abnahme des Bildschirms und weiterem Arbeiten ein bis zwei Tage Pause eingelegt werden.
Natürlich führen Arbeitsfehler und auch denkbares Pech zu möglichen Defekten an der Hardware. Deswegen nochmals ausdrücklich der Hinweis: Für aus Deinen Basteleien entstehende Defekte übernehme ich keine Haftung. Dieser Artikel hat reinen Informationscharakter. Lieber Leser, alle Bastelaktionen bei dir geschehen auf eigene Gefahr!
Jetzt aber ab ins Bastelglück
Der finale Weg ins Glück kennt also die Einbringung einer SSD in den iMac. In der hier aufgezeigten Variante entnehmen wir dem iMac 24“ die originäre 1-Terabyte große HDD, welche bislang als sekundäres Laufwerk für Nutzdaten im Mac steckte.
Nach erfolgtem Umbau ist ein zum iMac kompatibles Mac OS zu installieren. Treffe vorher alle nötigen Maßnahmen. Besorge dir also ein entsprechendes Installationsmedium oder fertige es selbst an.
Was benötigt wird
Der Alu-iMac mit schwarzem Rücken lässt sich wesentlich leichter öffnen als noch sein weißer Vorgänger im Polycarbonatgehäuse. Dort musste der ambitionierte Bastler noch mit einer Spachtel von hinten im Lüftungsschacht nach unsichtbaren Klammern fischen und innen musste eine Klebung rund um das Display aufgeschnitten werden. Diese Härten sind zum Glück bei der 2009er Generation des iMac ausgestanden und so kommen wir hier doch sehr viel schneller an die interne Platte.
An Werkzeug benötigt wird ein Saugheber, ein Philips #1 Schraubendreher, die meiste Zeit ein Torx T8 Schraubendreher und für den Displaystecker ein Torx T6. Wir empfehlen als Glasheber den Mannesmann M99002 Saugheber und gerne wieder das an anderer Stelle schon empfohlene und bewährte (Torx-) Schraubendreher-Set von Hama.
Für den Einbau der SSD braucht es Einbauwinkel, falls es sich um ein 2,5“ großes Exemplar handelt. Bei vielen Modellen werden diese Winkel gleich migeliefert. Abhängig von der vorhandenen SSD ist auch darauf zu achten, ob ggf. ein SATA zu Slimline SATA Adapter erforderlich ist. Bei der von uns nachfolgend verwendeten OZC Vertex2 im 5,25“ Format wurde nichts weiter benötigt. Allerdings lässt sich die Vertex2 gegenwärtig nicht mehr als gute Empfehlung bezeichnen, da die Ausfallrate mittlerweile sehr hoch ist. Ursache ist ein fehlerbehafteter Sandforce Controller und wenngleich auch OCZ innerhalb des Garantiezeitraums sehr zügig eine frische SSD zuschickt, wie wir selber ausprobieren durften, sollte man doch zu einem anderen Modell greifen, sofern man noch keine SSD für diesen Umbau besitzt. Ein wirklich guter Tipp ist die Plextor PX-256M5P SSD mit 256 GB im 2,5 Format. Diese SSD ist als problemlos bekannt und zudem SEHR schnell.
Das Öffnen des iMac und der Umbau
Nach dem noch einfachen Öffnen des Ram-Schachtes unten mittels des Philips #1 Schraubendrehers stellt sich dem Umwissenden unweigerlich die Frage, wie das Frontglas mit dem Aluminiumkörper zusammengefügt ist. Geklebt etwa? Nein, ganz anders: Der schwarze Rand des Glases haftet magnetisch am Innenrand des Gehäuses! Mit einem Saugutensil, wie es beispielsweise Glaser benutzen, lässt sich das Glas ohne Kraftaufwand einfach wegziehen. Beim Wegstellen der Scheibe kann der Saugheber ruhig darauf verbleiben. Fingerabdrücke vermeiden!
Jetzt blicken wir auf das Display, welches von 12 Schrauben umgeben ist, die wiederum das vordere Alu-Chassis mit dem Rückteil verbinden. Die 12 werden mit dem T8-Schraubendreher gelöst und bitte irgendwo so abgelegt, dass hinterher jede Schraube der entsprechenden Stelle zugeordnet werden kann. Den vorderen Rahmen nun oben greifen, leicht vom Display wegziehen. Vorsichtig die Mikrofon-Steckverbindung lösen. Der umgebende Tesafilm kann ruhig entfernt werden. Nun den Alurahmen zum Standfuss hin vom restlichen Gehäuse abziehen.
Der nächste Schritt ist der Displaystecker. Dieser wird von zwei T6-Schrauben fixiert. Diese lösen und den Stecker an der schwarzen Zughilfe vorsichtig nach oben abziehen. Nun mit acht T8 Schrauben lösen, welche links und rechts das Display halten. Display dann vorsichtig und nur etwas anheben. Mittig drunter ist nämlich das kurze Anschlusskäbelchen vom Temperatursensor. Diesen kleinen Stecker am Innenleben abziehen. Der andere Kabelstrang links oben kann der Einfachheit halber gesteckt bleibt. Wir haben einfach zu der entsprechenden Seite hin ein Buch hingelegt, ein Küchentuch übers Buch und über den Gehäuserand ausgelegt, und das vorsichtig umgedrehte Display mit dem Schirm nach unten so abgelegt.
Jetzt kommt der einfache Teil: Wir blicken auf die Festplatte. Oben ist auf der einen Laufwerkseite eine Kunststoffschiene gesteckt, welche einfach nach oben (bzw. vorne, wenn im Stand) abgezogen wird. Die vier seitlichen Arretierelemente mit dem T8-Schraubendreher von der Festplatte abschrauben und genau so an der SSD anschrauben. Ebenfalls bitte, und das ist sehr wichtig, den Festplatten-Temperatursensor von der Festplatte abkleben und sogleich auf die SSD an ungefähr derselben Stelle anpappen.
Nun alles rückwärts abwickeln. Bevor das Deckglas wieder übers Display kommt, bitte die Stäube mit Druckluft aus der Dose oder mit einem Blasebalg wegpusten. Es wurde bei dieser Gelegenheit das gegenwärtige Preistief für Arbeitsspeicher genutzt und die 4 GB gegen ein für diesen iMac passendes 8 GB Kit von Samsung ‘eingetauscht’ und … voilà!
War vorher schon das Mac OS X auf der SSD, sollte der Mac das erkennen und auch intern davon starten. Ist die SSD neu, dann wisst ihr, was zu tun ist. Für die erstrebte TRIM-Funktionalität ist bitte der kostenlose Trim Enabler zu installieren und einmal auszuführen. Die Mühen lohnen sich allemal. Die SSD als Systemlaufwerk am internen SATA 3 Gbit/s-Bus tut dem iMac richtig gut und der tapfere Bastler hat gutes Karma akkumuliert! 🙂
Nachtrag 2013-03-11: Mittlerweile ist klar, dass es Inkompatibilitäten des iMac Chipsatzes mit manchen SSD gibt. Mehr dazu und die nochmalige Nennung einer gut funktionierenden SSD könnt Ihr hier lesen.